Um ihren Konsument:innen beim Einkauf von nachhaltigeren Textilien Orientierung zu geben, unterstützt die REWE Group den Grünen Knopf seit seiner Einführung 2019. Das staatliche Siegel für nachhaltige Textilien will ökologische und soziale Standards in der textilen Lieferkette sicherstellen. Bisher wurden die Produktionsstufen „Zuschneiden und Nähen“ (Konfektion) sowie „Bleichen und Färben“ (Nassprozesse) abgedeckt. Im Sommer 2022 wurde die zweite Version des Standards veröffentlicht, die nun auch die Rohstoffgewinnung und den Faser- und Materialeinsatz inkludiert. Die REWE Group strebt eine Zertifizierung nach dem Grünen Knopf 2.0 an, die 54 statt wie bisher 46 Anforderungen an die unternehmerischen Sorgfaltspflichten stellt. Die bisher bestehenden Punkte wurden präzisiert, verbindlicher formuliert und um Entwicklungskriterien ergänzt.
Identifizierung der schwerwiegendsten Risiken
Hierzu hat die REWE Group im Berichtszeitraum in Bezug auf die Risiken der eigenen Beschaffungs- und Einkaufspraktiken eine Analyse für Länder durchgeführt, in denen Textilien für die Eigenmarken von REWE, PENNY und toom Baumarkt produziert werden. Dabei wurden insgesamt elf Länder beleuchtet, insbesondere China, Pakistan, Indien und Bangladesch, da von dort der Großteil der Textilien der REWE Group importiert wird. Indikatoren waren zudem die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) definierten zwölf Sektorrisiken für die Textilindustrie, die auch auf die textilen Lieferketten der REWE Group zutreffen. Für die Analyse wurden interne (eigene Analysen durch einen externen Anbieter) sowie externe Daten (Studien und Reports) genutzt. So gehören für die Eigenmarken der REWE Group, die bei REWE, PENNY und toom Baumarkt in Deutschland vertrieben werden, beispielsweise textile Hauptlieferanten aus Bangladesch, China, Indien, Kambodscha, Myanmar, Pakistan oder der Türkei zu den Hochrisiko- bzw. Risikoländern bei Indikatoren wie existenzsichernde Löhne, Kinder- und Zwangsarbeit oder Diskriminierung, sexuelle Belästigung und geschlechtsspezifische Gewalt. In Bezug auf den Indikator Umweltschutz und Ressourcenverbrauch wurde für die Hauptlieferanten in allen elf untersuchten Ländern ein hohes Risiko festgestellt, für den Indikator Korruption in Bangladesch, China, Indien, Pakistan und der Türkei und für den Indikator Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen in Kambodscha, Ägypten und Vietnam. In Bezug auf das Material stellt die Verwendung von Baumwolle das schwerwiegendste Risiko dar.
Grundsätze zur Prävention, Milderung und Abhilfe negativer Auswirkungen
Um den identifizierten Risiken zu begegnen und ihre Sorgfaltspflicht zu erfüllen, verpflichtet sich die REWE Group in ihrer Grundsatzerklärung dazu, die Menschen- und umweltbezogenen Rechte zu stärken und deren Verletzungen zu verhindern bzw. ihnen vorzubeugen, sie zu minimieren und Abhilfe zu schaffen. Geschäftspartner mit Produktionsstätten in Risikoländern sind zudem vertraglich verpflichtet, die Einhaltung international und national geltender Gesetze sowie die Kernarbeitsnormen der ILO durch gültige Sozialaudits wie dem Standard der amfori BSCI oder dem SA8000-Standard zu belegen. In ihrer Leitlinie für nachhaltigere Textilien definiert die REWE Group zur Verringerung und Auflösung sozialer und ökologischer Herausforderungen bei der Herstellung von Textilien klare Ziele und verbindliche Anforderungen. Auch verpflichtet das Unternehmen seine Lieferanten im Rahmen des Supplier Code of Conduct (Supplier CoC) dazu, nicht gegen menschenrechtsbezogene Pflichten zu verstoßen und dies in ihrem eigenen Geschäftsbereich sicherzustellen. Zudem adressiert die REWE Group die schwerwiegendsten Risiken und negativen Auswirkungen über vielfältige Maßnahmen, deren Effektivität das Unternehmen mit Kennzahlen verfolgt.
Maßnahmen, ihre Effektivität und Fortschritte in Bezug auf menschenrechtliche Risiken
Beispielsweise setzt die REWE Group auf Standards wie Cotton made in Africa (CmiA), siehe auch Abschnitt „Mit CmiA die Lebensbedingungen in Afrika verbessern“. Um die Sicherheit in den Produktionsstätten zu erhöhen, hat die REWE Group The Bangladesh Accord on Fire and Building Safety und Nachfolgeabkommen unterzeichnet. Im Rahmen des Abkommens wurden bisher in über 1.600 Fabriken, die etwa 190 Marken beliefern und mehr als zwei Millionen Menschen beschäftigen, Inspektionen durchgeführt, Reparaturen überwacht und Sicherheitsschulungen durchgeführt (siehe auch Abschnitt Sicherheit in der Textilproduktion). Zudem will die REWE Group unter anderem bis Ende 2030 bei den Eigenmarken von REWE und PENNY in Deutschland sowie toom Baumarkt sämtliche strategische Produktionsstätten und Lieferanten in das Factory Improvement Training (FIT) integrieren. So konnten seit 2018 etwa in 20 Betrieben in Ländern wie China, Thailand oder Bangladesch Beschwerdemechanismen verbessert, zum Thema Moderne Sklaverei sensibilisiert und diverse Arbeitssicherheitsthemen bearbeitet werden.
Mehr Informationen zu den menschenrechtsbezogenen Maßnahmen der REWE Group siehe Soziale Aspekte in der Lieferkette.
Maßnahmen, ihre Effektivität und Fortschritte in Bezug auf umweltbezogene Risiken
In Bezug auf umweltbezogene Risiken hat die REWE Group 2018 für Lieferanten von REWE und PENNY in Deutschland sowie toom Baumarkt unter anderem das Green Production Program gestartet. Damit will das Unternehmen Umwelteffekte verbessern und regelmäßig überwachen. Im Berichtszeitraum wurden sämtliche Lieferanten aufgenommen, die für REWE Far East produzieren. Zudem wurde im Rahmen dessen beispielsweise eine Fabrik mit einem Risiko der Wasserverschmutzung identifiziert. Es wurden Maßnahmen zur Risikominderung umgesetzt. Mit ihrem Detox-Programm (siehe auch Abschnitt Eliminierung gefährlicher Chemikalien in der Textilproduktion) konnte die REWE Group zudem zwischen 2018 und 2022 unter den 28 Produzenten aus China, Bangladesch oder Pakistan in den Bereichen Chemikalienmanagement, Prozessoptimierung oder Wasserverbrauch Verbesserungen um durchschnittlich 26,5 Prozent erreichen. Und um den Einsatz nachhaltigerer Materialien bei der Beschaffung von Textilien zu steigern, setzt die REWE Group auf Standards wie CmiA und GOTS. Das Unternehmen will den Anteil der Textilien aus nachhaltigerer Baumwolle bei den Eigenmarken von REWE, PENNY und toom Baumarkt in Deutschland bis 2025 auf 100 Prozent zu erhöhen. 2022 wurde dieses Ziel erreicht. Mehr Informationen zu umweltbezogenen Maßnahmen siehe Ökologische Aspekte in der Lieferkette.
Lernerfahrungen und Herausforderungen zu den ergriffenen Maßnahmen
Risikoanalysen, Fabrikbesuche und die Arbeit mit den Stakeholdern zeigen der REWE Group, dass es an vielen Stellen der Lieferkette immer noch Unterstützung braucht, um Prozesse für gute Arbeitsbedingungen und Menschenrechte umzusetzen. Daher sieht das Unternehmen insbesondere seine Trainingsprogramme als notwendig an. Um der mangelnden Motivation von Produktionsstätten für die Teilnahme daran zu begegnen, will das Unternehmen vor allem die strategischen Produktionsstätten in den Fokus nehmen, ebenso bei Lieferantentrainings. Zudem will es auch ein größeres Angebot durch Trainings auf externen Plattformen anbieten.
Einbezug von externen Stakeholdern und potenziell Betroffenen
Da die größten ökologischen und menschenrechtlichen Effekte in der tieferen Lieferkette vorliegen, forciert das Unternehmen die Zusammenarbeit und den Dialog mit Lieferanten und Produzenten, unter anderem über die Trainingsprogramme. Zudem sieht die REWE Group einheitliche Anforderungen in der Lieferkette und deren Standardisierung als essenziell an. Hierfür stärkt das Unternehmen die Zusammenarbeit in Brancheninitiativen. 2022 hat sich die REWE Group mit Standardorganisationen wie amfori BSCI oder CmiA ausgetauscht, bei letzterer ist das Unternehmen auch im Beirat vertreten. Zudem steht die REWE Group kontinuierlich im Dialog mit dem Fachbeirat Nachhaltigkeit und weiteren Stakeholdern sowie der Zivilgesellschaft, etwa im Rahmen von Branchenveranstaltungen wie dem Textilbündnis. Mehr Informationen siehe auch Stakeholderdialog.
Beschwerdekanäle und eingegangene Beschwerden
Die REWE Group will eine Verbesserung des Zugangs zu Beschwerdemechanismen in relevanten Lieferketten bei den Eigenmarken von REWE und PENNY in Deutschland sowie toom Baumarkt bis Ende 2025 erreichen. Im Berichtsjahr hat das Unternehmen, auch mit Blick auf das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), ein umfassendes und öffentlich zugängliches Beschwerdeverfahren erarbeitet, das in der Grundsatzerklärung dokumentiert ist und das sicherstellen soll, dass Hinweise geprüft werden und Abhilfe geleistet wird. Über dieses können Mitarbeitende sowie sonstige potenziell betroffene Personengruppen jederzeit Verstöße gegen Menschenrechte und Umweltbelange melden. Zudem fördert die REWE Group in besonders risikobehafteten Bereichen ihrer Lieferketten Ansätze für externe „Back-up“-Beschwerdemechanismen über Akteure außerhalb des Betriebes, wie staatliche Institutionen, Gewerkschaften oder Multi-Stakeholder-Organisationen.
Für Textilien wurde im Berichtsjahr über den Beschwerdemechanismus des Accords eine Beschwerde in Bangladesch erfasst, die die von der REWE Group für dieses Land als hoch identifizierten Sektorrisiken Arbeitszeiten sowie Löhne und Sozialleistungen betraf. Laut Beschwerdesteller war das Arbeitspensum erhöht worden, betroffene Arbeiter:innen hatten daraufhin ihre Arbeit niedergelegt und infolgedessen keinen Zutritt zur Fabrik sowie die ausstehenden Löhne und Sozialleistungen nicht erhalten. Laut Fabrikmanagement war keine gesetzlich unzulässige Forderung an die Belegschaft gestellt worden. In mehreren Telefonaten wurde der Fall untersucht und eine einvernehmliche Lösung angestrebt. Die Fabrik wies letztlich die Zahlung der Löhne und Sozialleistungen nach, der Beschwerdesteller bestätigte damit seine Beschwerde als abgeschlossen. Das Verfahren wurde beendet.
REWE und PENNY in Deutschland zeichnen verschiedene Artikel mit dem Grünen Knopf aus. Dazu zählen zum Beispiel die Baumwolltragetaschen, das Mehrwegfrischenetz von PENNY sowie die Bekleidungs- und Heimtextilien der REWE- und PENNY-Märkte.