Verpackungen gehören zu unserem alltäglichen Leben. Sie erfüllen viele wichtige Funktionen: Sie halten Nahrungsmittel frisch, schützen sie und ermöglichen ihren Transport. Außerdem bieten sie Platz für wichtige Informationen. Entlang der Wertschöpfungskette von Verpackungen aber entstehen eine Vielzahl negativer ökologischer Effekte. Bei der Verpackungsherstellung werden beispielsweise natürliche Ressourcen eingesetzt, Energie verbraucht und Emissionen ausgestoßen. Wird der Verpackungsmüll falsch entsorgt und nicht dem Recycling zugeführt, so landet dieser in einer Verbrennungsanlage, bei nicht sachgerechter Entsorgung in der Natur. Die Stakeholder der REWE Group schätzen das Thema Verpackungen als besonders relevant für das Unternehmen ein (für mehr Informationen siehe Abschnitt Wesentlichkeitsanalyse).
In ihrer Leitlinie für Nachhaltiges Wirtschaften bekennt sich die REWE Group zu einer effizienten Nutzung der natürlichen Ressourcen Boden, Luft und Wasser sowie von Rohstoffen, Kraft- und Brennstoffen. Dafür optimiert die REWE Group relevante Ressourcenverbräuche in ihren Geschäftsprozessen und setzt produkt- oder rohstoffbezogene Maßnahmen um, die in vor- und nachgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette ansetzen.
Der REWE Group ist bewusst, dass in ihrem Warensortiment durch die Verpackungen ihrer Eigenmarkenprodukte Ressourcen verbraucht werden und Verpackungsmüll entsteht. Das Unternehmen setzt daher zahlreiche Maßnahmen um, um die Auswirkungen seines Geschäftsmodells zu reduzieren und die Kreislaufwirtschaft zu fördern (einige werden im Abschnitt Maßnahmen für umweltfreundlichere Verpackungen beschrieben). Dabei konzentriert sich die REWE Group auf die Verkaufs- und Serviceverpackungen ihrer Eigenmarken. Innerhalb dieses Geltungsbereichs hat sie Ziele definiert, die je nach Vertriebslinie differenziert sind.
Verbindlicher Handlungsrahmen
Um Verkaufs- und Serviceverpackungen umweltfreundlicher zu gestalten, hat die REWE Group eine Leitlinie für umweltfreundlichere Verpackungen erstellt. Sie definiert einen verbindlichen Handlungsrahmen für die REWE Group und ihre Vertragspartner. Darin wird beschrieben, welche Faktoren grundlegend positive („Dos“) und negative („Don’ts“) Effekte auf die Umweltfreundlichkeit einer Verpackung haben.
Ergänzend dazu hat die REWE Group 2021 die Leitlinie Kreislaufwirtschaft veröffentlicht. Sie bietet die Basis, um Kreislaufwirtschaft schrittweise in der Wertschöpfungskette der Produkte zu verankern. Für die REWE Group ist die Kreislaufwirtschaft ein bedeutender Lösungsansatz, um Ressourcen zu schonen und Umwelt und Klima zu schützen. Für mehr Informationen siehe auch Abschnitt Kreislaufwirtschaft.
Strategieprozess
Da Verpackungen einen erheblichen Ressourcenverbrauch verursachen, hat der Handelskonzern einen umfassenden Ansatz für umweltfreundlichere Verpackungen entwickelt. Dabei arbeitete die REWE Group eng mit wichtigen Stakeholdern zusammen – von den Einkaufsbereichen über ausgewählte NGOs bis hin zu Expert:innen der Verpackungsgestaltung.
Um den Ansatz zu entwickeln, wurde zunächst eine Datenanalyse durchgeführt. Anhand dieser wurden wesentliche Auswirkungen und Stellschrauben identifiziert. Anschließend wurde der Ansatz durch Ziele und Maßnahmen konkretisiert. Die Wirksamkeit des Managementansatzes wird jährlich in einem Stakeholder-Review-Prozess und im Rahmen des Nachhaltigkeitsstrategietags auf den Prüfstand gestellt, beurteilt und gegebenenfalls weiterentwickelt. Im Berichtszeitraum kam es zu keiner Anpassung in den Grundsätzen des Managementansatzes. Aber er wurde durch Unterziele, beispielsweise im Bereich Rezyklat, ergänzt. Zudem wurde eine übergeordnete Strategie zum Thema Kreislaufwirtschaft verabschiedet (siehe Abschnitt Kreislaufwirtschaft).
Verantwortlichkeit
Der Bereich Nachhaltigkeit Ware ist strategisch für das Thema Verpackung verantwortlich und befähigt den Konzern zur Umsetzung verabschiedeter Strategien und Maßnahmen. Dabei wird das Thema innerhalb des Bereiches durch ein dezidiertes Team bearbeitet und vorangetrieben. In der Umsetzung am Einzelprodukt sind der Einkauf und das Category-Management dafür verantwortlich, dass im Rahmen des Regelgeschäfts Verpackungsziele umgesetzt werden.
Ziele
Um die Fortschritte messbar zu machen, hat die REWE Group für den Bereich Verpackungen folgenden Key Performance Indikator (KPI) mit dazugehöriger Zielsetzung definiert, der sich nicht auf ein bestimmtes Bezugsjahr, sondern auf den Status quo jeder einzelnen Verpackung bei den Eigenmarken bezieht. Der Status quo wird anhand von Kriterien gemessen, die die REWE Group für umweltfreundlichere Verpackungen definiert hat (siehe Abschnitt Umsetzung):
Ziel
Status
100 % umweltfreundlichere Eigenmarkenverpackungen bis Ende 20301
In Umsetzung
Ziel erreicht
Liegt nicht vor
Ziel nicht erreicht
1
Dieses Ziel gilt für die REWE Group in Deutschland (REWE, PENNY, toom Baumarkt) und seit 2019 auch für die internationalen Vertriebslinien (BILLA, BILLA PLUS, PENNY und ADEG).
Um den angestrebten Anteil umweltfreundlicherer Eigenmarkenverpackungen von 100 Prozent bis Ende 2030 zu erreichen, hat sich die REWE Group im Bereich Verpackung zahlreiche Unterziele gesetzt, die ebenfalls einer kontinuierlichen Fortschrittsüberprüfung unterliegen. Die Daten für einige dieser Unterziele werden 2021 zum ersten Mal quantitativ erhoben, eine Erhebung zum Anteil der recyclingfähigen Kunststoffverpackungen ist nicht möglich. Aufgrund fehlender Datentransparenz ist auch keine Aussage zur Zielerreichung bei den Papierverpackungen möglich. Die Unterziele für REWE und PENNY in Deutschland sind:
Ziele
2019
2020
2021
Status
100 % der PET-Eigenmarkenverpackungen im Bereich Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel aus Rezyklat bis Ende 20211
-
-
95 %
Durchschnittlich 50 % Rezyklatanteil in PET-Einweggetränkeflaschen bei den Eigenmarken bis Ende 20232
-
-
38 %
Reduzierung des Kunststoffanteils in den Eigenmarkenverpackungen um 20 % bis Ende 2025 im Vergleich zu 2015
-
-
22 %
100 % recyclingfähige Kunststoffeigenmarkenverpackungen bis Ende 2025
-
-
-
100 % zertifizierte Papierverpackungen bei REWE und PENNY Deutschland bis Ende 2020
-
-
-
-
In Umsetzung
Ziel erreicht
Liegt nicht vor
Ziel nicht erreicht
1
Wo immer möglich, strebt die REWE Group mindestens 20 Prozent Rezyklat aus dem gelben Sack an.
2
Dies ist eine im Berichtsjahr angepasste Zielsetzung. Es zeichnete sich ab, dass die REWE Group das vorherige Ziel von 25 Prozent Rezyklatanteil bereits 2021 erreichen würde.
Die Daten für einige diese Unterziele werden 2021 zum ersten Mal quantitativ erhoben, eine Erhebung zum Anteil der recyclingfähigen Kunststoffverpackungen ist nicht möglich. Aufgrund fehlender Datentransparent ist auch keine Aussage zur Zielerreichung bei den Papierverpackungen möglich.
Umsetzung
„Umweltfreundlichere Verpackungen“ sind solche, die möglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben. Dafür gilt es, Verpackung wo möglich zu vermeiden, zu verringern oder hinsichtlich ihrer Umwelteffekte zu verbessern. Diese Prinzipien sind in der hier angegebenen Rangfolge anzuwenden – so ist die ökologisch beste Verpackung die, die vollständig vermieden werden kann.
Sechs Kriterien für umweltfreundlichere Verpackungen
Um die negativen Umweltauswirkungen einer Verpackung zu senken, dienen die folgenden sechs Kriterien als Stellschrauben:
Einsatz von Mehrweg-Alternativen
Reduktion des Materialeinsatzes
Förderung der Recyclingfähigkeit
Einsatz von Sekundärrohstoffen
Einsatz von alternativen Materialien
Einsatz zertifizierter Rohstoffe
Verpackungen, bei denen die Kriterien angewandt werden, weisen im Idealfall auch ein besseres Ergebnis bei einer ökobilanziellen Bewertung auf. Ökobilanzielle Bewertungen sieht die REWE Group als ein hilfreiches Instrument zur Beurteilung der Umweltfreundlichkeit von Verpackungen, beispielsweise bei einem Materialwechsel.
Jede Optimierung einer Verpackung oder eines Verpackungsbestandteils gemäß den Kriterien hat grundsätzlich einen positiven Umwelteffekt und trägt dazu bei, das Ziel „100 Prozent umweltfreundlichere Eigenmarkenverpackungen“ zu erreichen. Verpackungen sollten stets so umfassend wie möglich optimiert bzw. reduziert werden. Auf Basis des aktuellen Forschungsstands und aktueller Entwicklungen werden Verpackungen stetig überprüft und kontinuierlich optimiert.
Auf Produkten, die umweltfreundlicher verpackt sind, sorgt die REWE Group mit drei entsprechenden Siegeln für Transparenz. Die Kund:innen können durch die Kennzeichnungen auf immer mehr Produkten auf einen Blick erkennen, welche Maßnahmen zur Optimierung der Verpackung bereits umgesetzt wurden, wie reduzierter Materialeinsatz, Einsatz von Sekundärrohstoffen oder Einsatz alternativer Materialien.
Seit 2021 werden zudem Entsorgungshinweise für Verpackungen bei REWE, PENNY und toom entwickelt. Sie sollen den Verbraucher:innen als Information zur korrekten Trennung und Entsorgung der jeweiligen Produktverpackung dienen. Im Laufe des Jahres 2022 sollen die Hinweise sukzessive mehrheitlich auf Verpackungen aufgebracht werden.
Systematische Integration in die Einkaufsprozesse
Der Ansatz für umweltfreundlichere Verpackungen wird systematisch über alle Sortimente in die Einkaufsprozesse integriert. Einen Wissenstransfer innerhalb des Unternehmens stellt die REWE Group unter anderem durch einen fest installierten Arbeitskreis zum Thema Verpackungen sicher.
Bei der Implementierung setzt die REWE Group auf drei aufeinander aufbauende Säulen:
Der Handelskonzern verankert definierte Anforderungen an umweltfreundlichere Verpackungen in seinen Einkaufsprozessen. Für die Bewertung von Verpackungen und Verpackungsalternativen hat die REWE Group Instrumente entwickelt, die auf Grundlage der Anforderungen eine Einordnung der Umweltfreundlichkeit von Verpackungen erlauben.
Lieferantengespräche stellen die Basis für eine Kooperation mit Blick auf Potenziale zur Verbesserung der Umweltfreundlichkeit von Verpackungen dar. Lieferanten werden auch zur Umsetzung und Einhaltung der Strategie an verschiedenen Stellen verpflichtet, je nach Warenbereich unterschiedlich: Beispielsweise müssen Lieferanten im Listungsprozess Dos und Don’ts aktiv zu Kenntnis nehmen, werden Unterziele schriftlich in Rahmenvereinbarungen fixiert oder Leitlinien über das Supplier-Portal an die Lieferanten kommuniziert.
Innovationsprojekte führen zur Entwicklung neuer Verpackungskonzepte, zum Beispiel durch Engagements in Forschungsprojekten und Brancheninitiativen oder durch die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Lieferkette oder Start-ups. Dabei kann es etwa um den Einsatz alternativer Rohstoffe oder die Vermeidung von Verpackungen mittels innovativer Technologien gehen.
Beschwerdeverfahren
Verbraucher können Beschwerden oder Anmerkungen zu Verpackungen der Eigenmarken der REWE Group über die gängigen Kundenhotlines melden. Diese Anfragen werden intern an die Fachabteilungen weitergeleitet, geht es um ein konkretes Produkt sogar bis zum Einkäufer. Die Antworten werden intern abgestimmt, eine Rückmeldung erfolgt über den Kundenservice.
Lieferanten können zusätzlich über eine Mailadresse mit dem REWE Supplier-Portal Kontakt aufnehmen.
Auszeichnung Sonderpreis Verpackung
Im Berichtsjahr hat die REWE Group zum dritten Mal gemeinsam mit der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V. den Sonderpreis Verpackung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises verliehen. Im Zentrum des Wettbewerbs standen Konzepte und Ideen, die Verpackungen reduzieren, optimieren oder vermeiden, im Massenmarkt bezahlbar bleiben und in weitestmöglichem Umfang den Verbraucherbedürfnissen nach Hygiene, Information und Bequemlichkeit entsprechen. Gewonnen hat die Büttenpapierfabrik Gmund GmbH & Co. KG mit ihrem Verpackungspapier aus 100 % Hanffasern.
Maßnahmen für umweltfreundlichere Verpackungen
Die REWE Group setzt vielfältige Maßnahmen zur umweltfreundlicheren Gestaltung von Verpackungen und zur Optimierung des Ressourceneinsatzes um. Die Maßnahmen und Aktivitäten gliedern sich nach den drei Prinzipien „vermeiden, verringern, verbessern“.
Die REWE Group arbeitet intensiv daran, Verpackungen zu vermeiden:
Auslistung der Plastiktüten
Um ein Zeichen für die Reduzierung des Plastikmülls zu setzen, hat die REWE Group in ihren Vertriebslinien weit vor dem gesetzlichen Verbot in Deutschland (1. Januar 2022) und Österreich (1. Januar 2020) die Plastiktüte ausgelistet:
Deutschland: REWE (2016), PENNY (2017), DER Touristik Reisebüros (2017) und toom Baumarkt (2018), Lekkerland (2020) – die letzte Plastiktüte im Bereich Foodservice wurde hier aktuell durch eine Umwelttragetasche ausgetauscht.
Österreich: BILLA, BILLA Plus, PENNY, BIPA und ADEG (2017)
„Raus aus Plastik“
Mit ihrer Initiative „Raus aus Plastik“ arbeitet die REWE Group in Österreich daran, Plastik in den Regalen von BILLA, BILLA Plus, PENNY und ADEG einzusparen. Beispielsweise bietet Echt B!O, die Eigenmarke von PENNY Österreich, seit 2018 Blutorangen im Baumwollnetz an. Einige Obst- und Gemüsesorten werden unverpackt angeboten, darunter Speisekürbisse und Zucchini. Seit Ende 2019 wird zudem das gesamte Bio-Obst- und -Gemüse-Sortiment in Österreich nur noch unverpackt und lose oder umweltfreundlicher verpackt angeboten. 2020 und 2021 wurden die Bio-Milch bzw. die Bio-Joghurts der Eigenmarke Ja! Natürlich auf Mehrweg-Glasbehälter umgestellt. Seit dem Start der Verpackungsoptimierungen 2011 konnten alleine bei der Handelsmarke Ja! Natürlich bereits 1.110 Tonnen Plastik eingespart werden.
Mehrwegnetze im Obst- und Gemüsebereich
Ende 2017 hat sich die REWE Group erstmals damit befasst, wie die Obstbeutel aus Plastik („Knoten-Beutel“) reduziert werden können: Kund:innen konnten in den teilnehmenden REWE-Testmärkten Mehrwegfrischenetze erwerben und diese für den Obsttransport immer wieder mitbringen. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass Obst und Gemüse mit natürlicher Schutzhülle auch ganz ohne Verpackung transportiert werden können. Im Oktober 2018 führte REWE als erster großer Lebensmittelhändler in Deutschland diese Mehrwegfrischenetze bundesweit ein, 2019 folgte PENNY mit der bundesweiten Einführung der Baumwollnetze. Auch in Österreich bot die REWE Group 2018 als erster Händler Mehrwegfrischenetze an – für den ressourcenschonenderen Transport von unverpacktem Obst und Gemüse. Dafür wurde die REWE Group in Österreich 2020 mit dem WorldStar Packaging Award ausgezeichnet.
Natural Branding statt Verpackung
Seit März 2017 wendet REWE das sogenannte „Natural Branding“ an: Per Laser werden Logos und Informationen direkt auf die äußere Schale von Süßkartoffeln aufgetragen. Hierzu werden lediglich Pigmente der äußersten Schalenschicht abgetragen. Das Labeling findet nur an der Oberfläche statt, ist völlig kontaktlos und hat keinen Einfluss auf Geschmack, Qualität oder Haltbarkeit. Bedruckte Verpackungen zur Kennzeichnung von Bio-Ware werden so überflüssig – Plastik, Papier und Metall können eingespart werden.
Obst und Gemüse unverpackt
Die Vertriebslinien REWE und PENNY bieten bereits seit langer Zeit verschiedene Obst- und Gemüseartikel unverpackt an – und weiten ihr Engagement immer weiter aus. Seit April 2020 etwa verkauft REWE in Deutschland bundesweit Bio-Obst und Bio-Gemüse weitestgehend ohne Plastik oder mit verbesserter Verpackung. Auf diese Weise konnten im Jahr des Rollouts im Vergleich zu 2019 Einsparungen von 210 Tonnen Plastik und 80 Tonnen Papier im Bereich Bio-Obst und -Gemüse realisiert werden, Tendenz steigend, analog zum steigenden Absatz in diesem Sortiment. Diesem Schritt vorausgegangen war ein „Unverpackt-Test“ in 630 REWE- und nahkauf-Märkten in Baden-Württemberg, der Pfalz und dem Saarland. Dabei wurde im Bereich Bio-Obst und -Gemüse weitestgehend auf Plastikverpackungen verzichtet oder umweltfreundlichere Verpackungen eingesetzt. Der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) unterstützte hier beratend mit seiner Expertise.
Verpackungsmaterial neu gedacht
Ein weiteres Beispiel für die Vermeidung von Verpackungsmaterial ist die Umstellung von Folienverpackung auf Klebebanderolen oder Klebeetiketten bei Gurken. Indem REWE und PENNY auf die Folienverpackung bei Gurken verzichten, wurden im Berichtsjahr rund 170 Tonnen Plastik eingespart.
Und auch toom Baumarkt arbeitet daran, Verpackungsmaterial zu vermeiden. So reduziert die Vertriebslinie den Einsatz von Kunststoffetiketten bei Pflanzenprodukten. Bis 2021 konnten bereits neun Millionen Etiketten eingespart werden, davon alleine zwei Millionen im Berichtszeitraum.
Auf Reisen ist die Schwierigkeit, Einwegkunststoffe zu vermeiden, erhöht. Um die Menge an Plastikabfall in den Urlaubsregionen zu reduzieren, gibt Go Vacation, die Zielgebietsagentur der DER Touristik, seit Winter 2017/18 an die Rundreise-Gäste der DER Touristik-Veranstalter Dertour, Jahn Reisen, ITS, Meier’s Weltreisen, ADAC Reisen, Travelix und Kuoni in Indonesien zu Reisebeginn wiederbefüllbare Trinkflaschen aus, die sie auch mit nach Hause nehmen können. In allen Rundreisehotels und auch bei Zwischenstopps in Restaurants können die Flaschen dank Wasserspendern aufgefüllt werden. Auf Einweg-Plastikflaschen wird künftig komplett verzichtet. Auf Bali erhalten die Gäste zusätzlich Stofftaschen, damit Plastiktüten überflüssig werden. Die Trinkflaschen und auch die Stofftaschen wurden lokal produziert. Im Berichtsjahr fanden pandemiebedingt keine Rundreisen statt und die Aktion wurde pausiert.
Einwegplastik im Tourismus vermeiden: „Plastic Free Balearics“
Das Futouris-Projekt „Plastic Free Balearics“ verfolgt das Ziel, die Verwendung von Einwegplastik in der Hotellerie zu reduzieren oder komplett zu vermeiden. So soll die Menge an Plastikabfällen reduziert und eine weitere Verwertung optimiert werden. Die DER Touristik Group nimmt mit einem Hotel auf Mallorca an diesem Projekt teil. Hier wurden – aufbauend auf den Erkenntnissen einer Plastik-Hot-Spot-Analyse – Maßnahmen wie die Bereitstellung plastikfreier Strohhalme, loser Tees, Spender für Seife, Shampoo und Duschgel sowie Kommunikationsmaßnahmen für die Gäste und Trainings für Mitarbeiter:innen umgesetzt. Zudem werden die Plastikverpackungen von angelieferten Waren und Lebensmitteln analysiert und wenn möglich reduziert. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten 2020 und 2021 im Rahmen des Branchenprojekts nur wenige Maßnahmen umgesetzt werden. Es wurde allerdings der Leitfaden „Plastikfreier Urlaub auf den Balearen“ veröffentlicht. Dieser unterstützt Hotels und Tourismusbetriebe dabei, nachhaltigere Alternativen für häufig verwendete Einwegplastikprodukte wie beispielsweise Plastikwasserflaschen, Strohhalme oder Becher zu finden.
Verpackungsfreie Produkte an der Frischetheke
Nach erfolgreichen Tests im März 2019 und dem Rollout im folgenden Juli ermöglicht die REWE Group in Österreich in allen BILLA- und BILLA Plus-Filialen das Befüllen von Wurst und Käse sowie von Kaffeegetränken in mitgebrachte Behältnisse. Die Kund:innen bringen eine leere, saubere Mehrwegbox oder einen Kaffeebecher mit. Die Mitarbeiter:innen befüllen dieses Behältnis und versehen es mit einem Etikett. Auf diese Weise kann der Verpackungsverbrauch reduziert werden. Seit Juni 2019 ist das Mitbringen von Behältnissen auch in fast allen deutschen REWE-Märkten mit Frischetheken möglich. Im Berichtsjahr musste diese Option allerdings aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzt werden.
Mehrwegsysteme für die Salatbar oder den Kaffee to go
Als erster Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland bietet die Vertriebslinie REWE seit 2020 in Pilotmärkten zusammen mit dem Start-up VYTAL ein kostenloses Mehrwegsystem für die Salatbar an. Die Besonderheit ist, dass das System ohne Pfand funktioniert. Neben der Salatbar steht ein VYTAL-Automat mit frischen Mehrwegverpackungen. Kund:innen können sich am Automaten eine Schale nehmen, indem sie den QR-Code von ihrem VYTAL-Kundenkonto einscannen. Die Schale können sie wie gewohnt befüllen und an der Kasse bezahlen. Dort wird das Eigengewicht der Schale automatisch abgezogen. Innerhalb von 14 Tagen kann die Schale entweder im Rückgabeautomaten im REWE-Markt oder bei anderen VYTAL-Partnern wie Cafés und Restaurants zurückgegeben werden. Das pfandlose Mehrwegsystem wird derzeit in fünf Kölner REWE-Märkten getestet.
Lekkerland ist seit Ende 2020 Kooperationspartner von RECUP. Die Vertriebslinie bietet damit an teilnehmenden Verkaufsstellen bei to go-Kaffeebechern eine Mehrwegalternative mit Pfandsystem.
Mehrweg-Pflanzenpaletten bei toom
Für den Pflanzentransport von Gärtnereien über Läger und Märkte bis hin zu den Kund:innen werden bei toom Baumarkt jährlich mehrere Millionen Einweg-Pflanzenpaletten genutzt. Auch hier möchte die Baumarktkette der REWE Group Kunststoffabfall reduzieren. Seit Juli 2021 testet toom Baummarkt in einem Pilotprojekt in 34 Märkten eine Mehrweg-Variante und sorgt damit für einen geschlossenen Wertstoffkreislauf.
Ist die vollständige Verpackungsvermeidung nicht möglich, arbeitet die REWE Group mithilfe verschiedener Maßnahmen daran, das Material zu verringern:
Verpackungsmaterial reduzieren
Folieneinsparungen bei ausgewählten REWE- und PENNY-Eigenmarkenprodukten, beispielsweise bei Frühstücks- und Müllbeuteln und bei Verpackungen von Küchentüchern und Toilettenpapier, führten in der Vergangenheit zu einer erheblichen Reduktion von Plastik. Auch in Österreich arbeitet die REWE Group daran, Material zu reduzieren: Die Vertriebslinie BIPA bietet seit 2020 ausgewählte Produkte der Marke bi good im Nachfüllbeutel an. Diese Maßnahme sparte im Vergleich zu 2019 bis zu 75 Prozent Verpackungsmaterial ein.
Einsparung dank Schlauchbeutel
Seit 2020 verkauft die Vertriebslinie REWE das Rinderhackfleisch von Wilhelm Brandenburg im sogenannten Schlauchbeutel. Durch die Verpackung mit Schutzgasatmosphäre konnten im Jahr der Einführung im Vergleich zum Vorjahr rund 60 Prozent Kunststoff eingespart werden – das entspricht etwa 35 Tonnen pro Jahr.
Joghurt-Deckel als Mehrweglösung
Sowohl REWE als auch PENNY verzichten bei den Joghurt-, Sojaghurt- und Skyrs-Eigenmarken im 500-Gramm-Becher sukzessive seit Sommer 2020 auf den zusätzlichen Plastikdeckel. Durch diese Maßnahme haben die beiden Vertriebslinien jährlich rund 146.000 Kilogramm Plastik eingespart. Damit die Kund:innen den geöffneten Joghurtbecher bequem und hygienisch wieder verschließen können, bieten REWE und PENNY lebensmittelechte Mehrwegdeckel an. 2021 wurden diese auch bei PENNY Österreich, BILLA, BILLA PLUS und ADEG eingeführt. Dadurch können hier pro Jahr rund 50.000 Kilogramm Plastik eingespart werden.
Wo keine Verringerung der Verpackung vorgenommen werden kann, wird sie mit Blick auf die Umweltfreundlichkeit so weit wie möglich verbessert:
Materialien im Kreislauf führen
Die REWE Group ist Mitglied bei der Recyclat-Initiative, einer Kooperation von Partnern verschiedener Branchen, die sich für ein effektives Recycling starkmachen und dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft Rechnung tragen. Das gemeinsame Ziel ist es, nachhaltige Materialkreisläufe zu entwickeln und dafür Wertstoffe aus dem Gelben Sack zu nutzen. Bei der Warengruppe „Waschen, Putzen, Reinigen“ stellen REWE und PENNY schon seit 2017 kontinuierlich auf Verpackungen um, die zu 100 Prozent aus Rezyklat bestehen, von dem wiederum 20 Prozent aus dem Gelben Sack stammen. Darüber hinaus bieten REWE und PENNY seit 2019 Duschgel und Seifen der Eigenmarke „today“ in Verpackungen aus 100 Prozent Rezyklat an. Auch hier stammt das Material zu 20 Prozent aus dem Gelben Sack. Die Nutzung der Rohstoffe aus dem Gelben Sack ist aufgrund einer speziellen, auf Laseroptik basierenden Sortiertechnologie möglich. Zukünftig will die REWE Group weitere Verpackungen auf Rezyklat umstellen (für weitere Informationen siehe „Managementansatz“).
Eigenmarken-Getränkeflaschen aus Rezyklat
Viele Eigenmarken-Getränkeflaschen der REWE Group bestehen bereits seit Längerem zu einem nennenswerten Anteil aus recyceltem PET (rPET). REWE und PENNY führten Anfang 2019 als erste Lebensmitteleinzelhändler Getränkeflaschen ein, die komplett aus recyceltem Kunststoff bestehen – beispielsweise die 0,75 l-Wasserflasche (still) mit Sportscap der Eigenmarken PENNY Ready und REWE Beste Wahl. Seit Ende 2021 bestehen alle Convenience-Getränkeflaschen der Eigenmarken zu 100 Prozent aus rPET, im Bereich REWE Bio liegt der Anteil des Rezyklats bei den Getränkeflaschen bei 50 Prozent. Auch die Flaschen der Lekkerland-Eigenmarke Santa Emilia und die der GoFresh Säfte, Smoothies und Shots bestehen jeweils zu 100 bzw. 75 Prozent aus rPET.
Einsatz von recyceltem Kunststoff
toom Baumarkt entwickelte in Zusammenarbeit mit Lieferanten und weiteren Partnern Verpackungen, die zu fast 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff hergestellt werden. Schon seit 2011 bietet toom die Eigenmarken-Farbe in Eimern aus recyceltem Kunststoff (Procyclen®) an – 2021 umfasste das Sortiment 111 Artikel. Im Vergleich zu Verpackungen aus Primärmaterial ist der CO2-Ausstoß bei Gebinden aus Rezyklat um bis zu 50 Prozent reduziert. Damit hat toom Baumarkt seit der Einführung über 1.000 Tonnen CO2 eingespart. Seit 2015 hat die Vertriebslinie darüber hinaus auch Farbwannen sowie Eimer und Aufbewahrungsboxen aus recyceltem Kunststoff ins Sortiment aufgenommen und baut das Angebot an Produkten mit Rezyklatanteil kontinuierlich aus.
2021 etwa wurden die ersten Eigenmarkenartikel im Bereich Blumenerde auf optimierte Verpackungen umgestellt: Die verbesserten Verpackungen bestehen aus recyclingfähigen Folien mit mindestens 80 Prozent Post-Consumer-Recycling Material (PCR). 2022 soll das Angebot an Blumenerden mit diesen Verpackungen sukzessive weiter ausgebaut werden. Zudem fordert toom Baumarkt seit Juli 2020 von seinen Pflanzenlieferanten, dass sie ausschließlich recyclingfähige Kulturtöpfe einsetzen, die zu mindestens 50 Prozent aus PCR bestehen. Ihr Anteil ist damit seit Anfang 2021 von 70 auf über 90 Prozent gestiegen.
bi good: Verpackungen mit höchstmöglichem Recyclinganteil
In Österreich hat die Vertriebslinie BIPA 2014 unter dem Namen bi good eine neue Linie für Haushalts- und Pflegeprodukte eingeführt. Die Verpackungen bestehen ausschließlich aus wiederverwertbaren Materialien und haben den aktuell maximal möglichen Recyclinganteil. So werden Flaschen (HDPE oder PET) und Faltschachteln (Papier) aus 100 Prozent sowie Tuben (PE) aus 60 Prozent Recyclingmaterial hergestellt.
Ein funktionierendes Recycling unterstützen
Damit Verpackungsmaterialien nach der Entsorgung erneut eingesetzt werden können, ist ein funktionierendes Recycling zentral. Für dieses wiederum muss der Verpackungsabfall sortenrein getrennt werden. Um diesen Prozess zu unterstützen, ist die REWE Group seit 2020 Gründungsmitglied bei „Holy Grail 2.0“. Die Initiative will eine verbesserte Sortierung durch ein digitales Wasserzeichen auf Verpackungen ermöglichen. Die mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbaren Codes werden auf der ganzen Verpackung aufgetragen. Sie werden mithilfe einer hochauflösenden Kamera in der Abfallsortieranlage erkannt und die Verpackung kann entsprechend der jeweiligen Daten automatisch sortiert werden. Das Ergebnis: bessere Sortierströme und damit hochwertigere Rezyklate.
Einsatz alternativer Materialien
Ein weiterer Ansatz, um Verpackungen zu verbessern, ist der Einsatz von Graspapier. Das alternative Verpackungsmaterial besteht zu einem Teil aus sonnengetrocknetem Gras, einem schnell wachsenden Rohstoff, und zu einem Teil aus Holz. Derzeit kommt Graspapier in verschiedenen Sortimentsbereichen bei REWE und PENNY Deutschland als Verpackung zum Einsatz.
Auch die REWE Group in Österreich nutzt Graspapier. Seit 2020 sind damit die Kräuter- und Blumensamen sowie Tees der Marke Ja! Natürlich verpackt.
Bei toom Baumarkt wurden die Verpackungen der nützlingsfreundlichen Sämereien 2021 ebenfalls auf Graspapier umgestellt – mit einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent pro Tüte. Bereits 2020 hat die Vertriebslinie damit begonnen, die Schutzhüllen von Verbundmaterialien schrittweise auf dünnes Kraftpapier umzustellen. Und seit 2022 werden die Blumenzwiebelbeutel aus Verbundmaterial (Plastik und Papier) durch solche ersetzt, die ausschließlich aus Papier bestehen. So können diese zukünftig deutlich einfacher recycelt werden. Für Pflanzenartikel, die in der Warmhalle platziert sind, stellt toom seit 2021 das Etikettenmaterial sukzessive von Kunststoff auf Papier um und spart damit 64 Prozent CO2e ein. Stabetiketten erhalten zukünftig einen Stab aus Bambus statt aus Kunststoff.