Sowohl im Lebensmitteleinzelhandel als auch in der Touristik spielt die Haltung und Nutzung von Tieren
eine bedeutende Rolle. Tierische Produkte wie Fleisch oder Eier sind ein fester Bestandteil heutiger Ernährungsgewohnheiten
– die Nutztierhaltung ist damit ein wesentlicher Zweig der landwirtschaftlichen Produktion. In vielen Urlaubsdestinationen ist
außerdem die Interaktion mit Tieren Teil des lokalen Unterhaltungsangebots. Oftmals leiden die Tiere jedoch in beiden Bereichen
unter schlechten Lebensbedingungen oder einem nicht artgerechten Umgang. Die aktuelle Diskussion in der Gesellschaft zum Thema
Tierwohl zeigt, dass Verbraucher:innen und Urlauber:innen eine artgerechte Haltung der Tiere immer wichtiger wird – auch die
Stakeholder der REWE Group bewerten das Thema als besonders relevant für das Unternehmen. Im Fokus steht für sie eine größere
Auswahl an Tierprodukten mit sehr guter Tierhaltung (für mehr Informationen siehe Abschnitt Wesentlichkeitsanalyse).
Mit Blick auf das Handlungsfeld Tier innerhalb der Strategie Grüne Produkte 2030 verfolgt die REWE Group das Ziel, Tierwohl in
ihren Lieferketten zu verankern und an den Urlaubsdestinationen der DER Touristik zu fördern.
Hintergrund
Bei der Erzeugung von Waren tierischen Ursprungs ist der respektvolle Umgang mit Tieren für die REWE Group elementar. Das
Handelsunternehmen orientiert sich dabei am weit verbreiteten Konzept „Fünf Maßnahmen und Tierschutzziele“:
- positive mentale Erlebnisse
- gute Umgebungsbedingungen
- gute Gesundheit
- gute Ernährung
- artgemäßes Verhalten
Dieses Konzept, abgeleitet aus den „Fünf Freiheiten“ des britischen Farm Animal Welfare Council, entspricht dem heutigen Stand der
Wissenschaft und sieht bei neuen Erkenntnissen Erweiterungen vor.
GRI FP10: Physische Veränderung an Tieren
Managementansatz
Grundsätze
In ihrer Leitlinie für Nachhaltiges Wirtschaften
bekennt sich die REWE Group zur Einhaltung und Verbesserung von Tierschutzstandards sowie zum Ausbau des Tierschutzes in der Tierhaltung.
Um dieser Verpflichtung nachzukommen, veröffentlichte die REWE Group 2022 ihre aktualisierte Leitlinie Tierwohl. Sie löst das
Leitbild Nutztierhaltung der Zukunft aus dem Jahr 2015 und die bisherige Leitlinie aus dem Jahr 2019 ab. Sie dokumentiert die
Haltung der REWE Group zum Thema Tierwohl für die Eigenmarken, die bei REWE und PENNY in Deutschland vertrieben werden. Die
Leitlinie legt eine übergeordnete Strategie und deren Umsetzung durch Ziele, Maßnahmen und Anforderungen fest. Die REWE Group ist
sich bewusst, dass die Produktion von Waren tierischen Ursprungs auch Effekte auf Umwelt und Mensch hat. In ihrer Leitlinie legt
die Unternehmensgruppe den Fokus auf das Tierwohl – und zeigt die verschiedenen Herausforderungen auf, die es dafür in der
Nutztierhaltung, von der Aufzucht bis zu den Verbraucher:innen, in Einklang zu bringen gilt. Die Leitlinie für Tierwohl definiert
einen verbindlichen Handlungsrahmen für die REWE Group und die Geschäftsbeziehungen mit ihren Vertragspartnern. In Österreich hat
die REWE Group 2016 eine eigene Leitlinie Tierwohl
veröffentlicht, die die wesentlichen Maßnahmen und Handlungsfelder für Österreich darstellt.
Umsetzung
2020 hat die REWE Group ihre Tierwohlstrategie neu ausgerichtet. Den Rahmen der Tierwohlstrategie bilden dabei die drei Grundsätze
„Abschaffen“, „Anpassen“ und „Ausbauen“. Beispielsweise sollen in den Lieferketten fehlende Verwertbarkeit oder lange Transportwege
abgeschafft und die Haltungsbedingungen an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden – durch mehr Platz und Auslauf, mehr
Beschäftigung oder durch weniger Eingriffe am Tier. Auch soll zum Beispiel die regionale Produktion ausgebaut werden.
Strategieprozess
Bei ihrer Tierwohlstrategie ist die REWE Group in enger Abstimmung mit Lieferanten analog zum Ansatz für verantwortungsvollere
Lieferketten einem vierstufigen Prozess gefolgt: Risiko- und Hot-Spot-Analyse, Ableitung von Schwerpunkten und Zielen, Umsetzung
durch Maßnahmen und Anforderungen, Monitoring und Reporting.
Schritt 1:
In einer umfangreichen Risiko- und Hot-Spot-Analyse wurden sowohl externe als auch interne Faktoren berücksichtigt und die Hot Spots
– also die wesentlichen sozialen und ökologischen Herausforderungen – untersucht. Diese wurden durch Stakeholder-Befragungen und
Trendauswertungen wie etwa die Betrachtung der aktuellen politischen Lage ergänzt. Auch Expert:innen wurden hinzugezogen und das
Sortiment sowie die Eigenmarken analysiert.
Schritt 2:
Durch die Analyse wurden sechs Fokustierarten (Hähnchen, Pute, Schwein, Rind, Milchkuh und Legehenne) und acht Fokuswarengruppen
(Geflügel-, Schweine- und Rindfleisch, Wurst, Käse, Milch, Molkereiprodukte und Eier) als wesentlich identifiziert, über die die REWE
Group den größtmöglichen Impact zum Thema Tierwohl erzielen kann. Auch konnten zur Erreichung des strategischen Tierwohlziels
inhaltlich Themenbereiche definiert werden, auf denen ein Schwerpunkt liegt, darunter die tiergerechte Haltung, die Herkunft und
Wertschätzung des Lebens. Anschließend wurden Unterziele für das Eigenmarkensortiment formuliert. Bei den Zielen konzentriert sich
das Unternehmen unter anderem auf die Verbesserung der Haltungsbedingungen, denn es stellt in den kommenden Jahren wiederholt auf
höhere Haltungsformstufen um (siehe Abschnitt Konkrete Maßnahmen und Projekte und Haltungsbedingungen). Die Daten für einige dieser
Unterziele wurden 2021 zum ersten Mal quantitativ erhoben, bei manchen ist eine Erhebung nicht möglich.
Schritt 3:
Die Umsetzung des strategischen Ansatzes für mehr Tierwohl erfolgt auf drei Ebenen:
- An der Basis werden klare Mindestanforderungen an Lieferanten definiert. Diese gehen meist über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus. Die Liste dieser Vorgaben wird stetig neu bewertet und angepasst sowie erweitert.
- Des Weiteren fördert die REWE Group durch die Zusammenarbeit mit Standards sowie in Brancheninitiativen Tierwohl in der Breite.
- Um die Transformation der Branche weiter voranzutreiben, sucht die REWE Group zudem immer nach innovativen Lösungen, die in Leuchtturmprojekten pilotiert werden. Im Idealfall sind diese Projekte so erfolgreich, dass sie langfristig in die Breite entwickelt werden können. Ein Beispiel ist „Spitz & Bube Freilandhaltungseier“, das REWE 2016 initiiert hat. Dabei werden die Schnäbel der Legehennen in ihrer natürlichen Form belassen und ihre männlichen Artgenossen bis zur Schlachtreife aufgezogen. Mit diesem Projekt begann die Entwicklung des heutigen Standards „ohne Kükentöten“ (mehr Informationen dazu im Abschnitt Kükentötenfreie Lieferketten).
Schritt 4:
Die durchgeführten Aktivitäten werden überwacht und evaluiert. Die Erkenntnisse aus dem Monitoring fließen in die Weiterentwicklung der Maßnahmen ein.
Tierwohl bei der DER Touristik
Um dem Anspruch nach tierfreundlichen Angeboten gerecht zu werden, gilt für die gesamte DER Touristik Gruppe eine verbindliche
Tierschutzrichtlinie. Sie beinhaltet eine umfassende Gruppenstrategie und einen Aktionsplan mit Maßnahmen. Bis Ende 2023 soll das gesamte Produktportfolio des Konzerns an etablierte Tierschutzstandards angepasst sein – ein Jahr später als geplant aufgrund der Corona-Pandemie und der mit ihr einhergehenden Reiserestriktionen. DER Touristik verfolgt das Ziel, Tiere vor Ausbeutung und Vernachlässigung zu schützen. Zusammen mit Expert:innen und Branchenteilnehmer:innen arbeitet die DER Touristik daran, Standards zum
Schutz der Tiere im Tourismus zu verbessern, lokale Anbieter:innen für das Thema zu sensibilisieren und sie dabei zu unterstützen, tierfreundlichere Einrichtungen zu gestalten. Der Fokus liegt auf Tierarten, die besonders durch touristische Aktivitäten betroffen sind. Um zu überprüfen, ob die Anforderungen eingehalten werden, werden ausgewählte Attraktionen nach bestimmten Kriterien,
angelehnt an die Global Welfare Guidance for Animals in Tourism des britischen Reiseverbands ABTA, durch externe Audits überprüft.
Beispielswiese wurden Elefantenreiten und Elefantenshows bereits komplett aus den Programmen der Veranstalter der DER Touristik genommen. Um die Anbieter:innen bei der Verbesserung der Standards für Tiere zu unterstützen, werden auch die Mitarbeiter:innen der DER Touristik, insbesondere die der weltweit tätigen Zielgebietsagenturen, zu diesem Thema geschult.
Konkrete Maßnahmen und Projekte zur Verbesserung des Tierwohls
Die Maßnahmen zur Umsetzung erfolgen, wie im Ansatz beschrieben, auf drei Ebenen und sind nachfolgend dementsprechend geclustert:
Auf Ebene der klaren Mindestanforderungen an Lieferanten:
Kükentötenfreie Lieferketten
Die REWE Group arbeitet bereits seit 2016 an kükentötenfreien Lieferketten für Frischeier in den Eigenmarken, lange bevor dies zum
1. Januar 2022 gesetzlich verboten wurde. Dazu setzen REWE und PENNY seit fünf Jahren auf das Bruderhahn-Projekt „Spitz & Bube“
beziehungsweise „Herzbube“, bei dem die männlichen Küken aufgezogen werden. 2017 kamen die respeggt-Freilandeier ohne Kükentöten
dazu, bei denen das Geschlecht im Brutei bestimmt wird (siehe Abschnitt Geschlechtsbestimmung im Brutei). Seit Februar 2021 wurde
dann auch bei Frischeiern der preisgünstigen Eigenmarke „ja!“ sukzessive auf kükentötenfreie Eier über beide Methoden umgestellt.
Auch Lekkerland vertreibt ausschließlich Eier ohne Kükentöten über seine Eigenmarke „mybasics“. Somit hat die REWE Group ihr Ziel
der kükentötenfreien Lieferketten bei Frischeiern der Eigenmarken REWE und PENNY frühzeitig erreicht. Dies ist damit ab sofort eine
klare Anforderung an die Lieferanten des Unternehmens.
Verbraucher:innen erkennen die kükentötenfreien Lieferketten an der Kennzeichnung: Das komplette Schaleneier-Sortiment der
Eigenmarken in allen Haltungsformen (Bio, Freiland- und Bodenhaltung) trägt das Label „ohne Kükentöten“, die Eier der preisgünstigen
Eigenmarke „ja!“ die Bezeichnung „Nein! zum Kükentöten“. Eine Milliarde Eier ohne Kükentöten hat das Unternehmen bereits erreicht.
Zudem hat die REWE Group ihr Engagement gegen Kükentöten auf die Herstellung von Ei-haltigen Produkten ausgeweitet. Dazu gehören
etwa der Eiersalat und seit Februar 2022 viele Pasta-Artikel der Eigenmarke REWE Beste Wahl. Darüber hinaus beschäftigt sich die
REWE Group mit dem Thema Zweinutzungsrasse. Hier werden die Tiere nicht nur auf ein Leistungsmerkmal gezüchtet, sondern dienen
beispielsweise der Eier- und der Fleischproduktion.
Verzicht auf Eier aus Käfighaltung
Die Haltungsbedingungen von Legehennen in Käfighaltung sind für die REWE Group nicht akzeptabel. Bereits seit 2010 vermarktet die
REWE Group in Deutschland nur noch Eigenmarken-Eier aus Boden- und Freilandhaltung, die den Anforderungen des Vereins für
kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e. V. (KAT) entsprechen. 2012 folgte der Entschluss, in Deutschland auch bei
verarbeiteten Produkten auf den Einsatz von Käfigeiern und Eiern aus Kleingruppenhaltung zu verzichten. Bis spätestens 2025 soll
auch in allen Auslandsgesellschaften der Handel mit Käfigeiern beendet werden.
Haltungsanforderungen für Büffel implementiert
Für die Herstellung von Mozzarella aus Büffelmilch muss eine Kuh jährlich ein Kalb zur Welt bringen. Etwa die Hälfte dieser Kälber
sind männlichen Geschlechts. Weil sie keine Milch geben und ihr Fleisch bei Verbraucher:innen unbeliebt ist, besteht wenig Interesse
an ihrer Aufzucht und den Tieren wird nicht ausreichend Nahrung und Platzangebot zur Verfügung gestellt. Tierschutzorganisationen
machen immer wieder auf die daraus entstehenden Probleme und Tierschutzverstöße aufmerksam. Um dem entgegenzutreten, hat die REWE
Group mit ihren Lieferanten die Einhaltung der Mindestanforderungen der Büffelhaltung nach Vorgaben der Tierschutzorganisation VIER
PFOTEN vertraglich vereinbart. Diese gehen über die gesetzlichen Anforderungen hinaus, indem beispielsweise der Zugang zu
Schlammbädern oder Wassersprühanlagen vorgeschrieben ist.
Kein Einsatz von Affen bei der Kokosnussernte
Die Allgemeinen Qualitätsanforderungen der Qualitätssicherung der REWE Group legen fest, dass für die Ernte von Kokosnüssen für
Food-Eigenmarkenprodukte keine Tiere eingesetzt werden dürfen – dies gilt sowohl für Kokosmilch-Eigenmarken der REWE Group sowie
für Eigenmarken mit Kokosnuss-Bestandteilen in der Weiterverarbeitung. Die Allgemeinen Qualitätsanforderungen stellen die Grundlage
für sämtliche Lieferantenverträge der REWE Group dar und sind verbindlich.
Auf Ebene der Zusammenarbeit mit Standards und Brancheninitiativen zur Förderung von Tierwohl in der Breite:
Verbesserung branchenweiter Tierwohlstandards: Initiative Tierwohl
Als Gründungsmitglied der Initiative Tierwohl (ITW) setzt sich die REWE Group für die Verbesserung branchenweiter Tierwohlstandards ein.
Mit dem im Jahr 2015 gestarteten Zusammenschluss bekennen sich die Partner aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft, Lebensmittelhandel
und Gastronomie zu ihrer gemeinsamen Verantwortung für Tierhaltung, Tiergesundheit und Tierschutz in der Nutztierhaltung. Die ITW
unterstützt Landwirt:innen dabei, über die gesetzlichen Standards hinausgehende Maßnahmen zum Wohl ihrer Nutztiere umzusetzen.
Durch die Beteiligung von mehr als 10.200 Betrieben profitieren jährlich 647 Millionen Schweine, Hähnchen und Puten von verbesserten
Haltungsbedingungen. Alle Betriebe in der Initiative Tierwohl werden jedes Jahr im Rahmen eines regulären Audits und durch ein
unangekündigtes Audit kontrolliert. Betriebe, die gegen die Vorgaben der ITW verstoßen, werden konsequent sanktioniert. Die ITW
befindet sich mit dem Programm 2021–2023 bereits in der dritten Programmphase. Seit ihrem Start haben die teilnehmenden
Lebensmitteleinzelhändler gemeinsam über 645 Millionen Euro in das Tierwohl von Schweinen, Hähnchen und Puten investiert. Massive
zusätzliche Investitionen wurden Anfang 2021 zudem für Schweinehalter:innen beschlossen: Um allen interessierten Betrieben eine
ITW-Teilnahme zu ermöglichen, stellen die teilnehmenden Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels statt wie geplant rund 75 Millionen
Euro für die Jahre 2021 bis 2023 nun rund 135 Millionen Euro für Ferkelerzeuger:innen in einem Fonds bereit. Aus diesem erhalten die
Ferkelerzeuger zusätzlich zu dem Marktpreis einen Tierwohl-Aufpreis pro Ferkel. 2022 wird die ITW auf Rind ausgeweitet.
Des Weiteren fördert die REWE Group im Rahmen der Initiative seit 2019 durch die vierstufige Branchenkennzeichnung der
Haltungsformstufen 1 bis 4 Tierwohl in der Breite. Das System bietet zudem Transparenz über Tierwohlmehrwerte und trägt zu einer
bewussten Kaufentscheidung bei. Die Kennzeichnung ist aktuell für die Tierarten Hähnchen, Pute, Schwein, Rind, Milchkuh, Ente und
Kaninchen verfügbar. Seit Anfang 2022 führt die REWE Group die Haltungsformstufen schrittweise bei Milch- und Molkereiprodukten ein
(siehe Abschnitt „Strategieentwicklung, Schritt 2“).
Die Haltungsformstufen
- Stufe 1: Stallhaltung
Diese Haltungsform entspricht den gesetzlichen Anforderungen bzw. dem QS- oder einem vergleichbaren Standard.
- Stufe 2: Stallhaltung Plus
Die Tiere werden mit höheren Tierwohlstandards wie etwa mindestens 10 Prozent mehr Platz im Stall und zusätzlichem Beschäftigungsmaterial gehalten. Die Kriterien der Stufe 2 entsprechen den Anforderungen der Initiative Tierwohl.
- Stufe 3: Außenklima
Diese Haltungsform bietet den Tieren unter anderem noch mehr Platz und Frischluftkontakt.
- Stufe 4: Premium
Die Tiere haben noch mehr Platz und müssen zwingend Auslaufmöglichkeiten haben. Bio-Fleisch wird in diese Stufe eingeordnet.
Im März 2022 haben die REWE Group und die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt ihre Verhandlungen zur Europäischen
Masthuhn-Initiative beendet. Gemeinsames Ziel ist es, höhere Mindeststandards im europäischen Geflügelmarkt zu etablieren. Dabei
verpflichtet sich die REWE Group auch ohne Beitritt zur Initiative zu einem konkreten Maßnahmenplan. So soll ab 2030 die
Haltungsform 3 der Mindeststandard im gesamten Frischfleischsortiment der REWE Group für Hühner, Schweine, Puten und Rinder
gleichermaßen sein. Zudem setzt sich die REWE Group dafür ein, die Forderungen der Europäischen Masthuhn-Initiative in die
Initiative Tierwohl zu implementieren. Dafür will die REWE Group ihren Einfluss nutzen und aktiv in der Branche werben. Des
Weiteren bekennt sich die REWE Group zu einer langfristigen und nachhaltigen Stärkung der heimischen Landwirtschaft.
Regionalprogramme
Mithilfe verschiedener Regionalprogramme in ganz Deutschland will die REWE Group regionale Strukturen fördern und erhalten und durch
kurze Transportwege sowie verbesserte Haltungssysteme für mehr Tierwohl sorgen. Zentral dabei sind die partnerschaftliche und faire
Zusammenarbeit und der enge Austausch mit den Landwirt:innen. Vor diesem Hintergrund setzt die REWE Group aktuell 19
Regionalprogramme mit Tierwohlmehrwerten bei den Tierarten Schwein, Rind und Hähnchen um.
Beispielsweise bietet die
Vertriebslinie REWE unter der Marke „Strohwohl“ Fleisch von Schweinen aus Nordrhein-Westfalen an, die überwiegend auf Stroh gehalten
wurden. Aufzucht und Mast erfolgen in modernen Familienbetrieben nach neuesten Standards. Die Tiere haben doppelt so viel Platz wie
gesetzlich vorgeschrieben und erhalten gentechnikfreies Futter. Außerdem wird auf Reserveantibiotika verzichtet. Und unter der Marke
„FairMast“ wird Fleisch von deutschen Hähnchen angeboten, die in tiergerechten Ställen mehr Platz als in anderen Haltungsformen
haben. Sie werden nach den Standards der Europäischen Masthuhn-Initiative gehalten und das Fleisch trägt das Label „Für Mehr
Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbunds.
Verbraucher-Milch: „Du bist hier der Chef“
Die Verbraucherinitiative „Du bist hier der Chef“ hat 2020 eine Umfrage durchgeführt, welche Merkmale beim Produkt Milch besonders
wichtig sind. Die daraus entstandene Verbraucher-Milch ist unter anderem in den rund 250 REWE-Märkten der Region Mitte erhältlich.
Sie bietet eine faire Vergütung für die Landwirt:innen, eine Verpackung aus nachwachsenden Rohstoffen und stammt aus ökologischer
Landwirtschaft. Die Kühe erhalten regional hergestelltes Futter und verbringen mindestens vier Monate im Jahr auf der Weide.
Artgerechte Haltung von Wachteln: „free to fly“
In Deutschland gibt es keine Mindestvoraussetzungen für die Haltungsbedingungen von Wachteln für die Eierproduktion. Die
Vertriebslinien REWE und PENNY verwenden für ihre Eigenmarken ausschließlich Wachteleier aus der Haltungsform „free to fly“. Bei
dieser genießen die Wachteln einen ihrem natürlichen Lebensraum nachempfundenen Auslauf, können picken, scharren, sandbaden und
frei fliegen. Das Futter ist gentechnikfrei. Außerdem verzichtet dieser Standard auf Schnabelbehandlungen, unnötige
Lebendtiertransporte über mehr als 50 Kilometer und zieht männliche Eintagsküken auf.
Bessere Standards bei „Fair zum Tier“
Die REWE Group in Österreich bietet unter dem Label „Fair zum Tier“ Fleisch- und Molkereiprodukte sowie Eier an, die aus
konventioneller Tierhaltung stammen. Die höheren Tierwohlstandards betreffen Haltung, Transport und Schlachtung und liegen deutlich
über den gesetzlichen Bestimmungen. In der Schweineaufzucht beispielsweise werden um- bzw. neu gebaute Ställe eingesetzt, da die
Richtlinien ein Verbot von Vollspaltenböden, mehr Platz und den Zugang ins Freie vorschreiben. Darüber hinaus dürfen Eingriffe am
Ferkel, wie die Kastration, nicht ohne vorangehende Schmerzausschaltung, Betäubung sowie Schmerznachbehandlung durchgeführt werden.
Das Kupieren des Schwanzes ist verboten. Alle Tiere unter „Fair zum Tier“ werden mit gentechnikfreiem Futter gefüttert, das zum
Großteil aus Österreich stammt. Die Einhaltung der Standards wird jährlich kontrolliert.
Auf der Ebene der Transformation der Branche durch innovative Lösungen:
Aufzucht männlicher Küken
Unter der Exklusivmarke „Spitz & Bube“ werden deutschlandweit in allen teilnehmenden REWE-Märkten seit Juli 2017 Eier aus
Freilandhaltung, seit 2018 Frischeier aus Bodenhaltung verkauft. Bei dieser Marke werden die Schnäbel der Legehennen in ihrer
natürlichen Form belassen und ihre männlichen Artgenossen aufgezogen. Seit Ende 2020 bietet die Vertriebslinie REWE 100 Prozent der
Bio-Eier mit Bruderhahnaufzucht an. Damit wird sichergestellt, dass bei einem REWE Bio-Ei kein männliches Küken mehr getötet wird.
Darüber hinaus enthält das REWE Beste Wahl Hühnerfrikassee Fleisch aus dem Projekt „Spitz & Bube“.
Anfang 2017 hat PENNY als
erster Discounter in Deutschland mit HERZBUBE bundesweit Frischeier aus Bodenhaltung eingeführt, bei denen die Legehennen mit
ungekürzten Schnäbeln gehalten und die männlichen Küken aufgezogen werden.
Geschlechtsbestimmung im Brutei
Mit dem SELEGGT-Verfahren kann bei den Legehennenrassen auf das Töten von männlichen Küken verzichtet werden. Mithilfe einer neuen Technik wird das Geschlecht des Kükens bereits im Brutei ermittelt: Dabei wird mit einem Laser ein maximal 0,3 Millimeter kleines Loch in die Schale des Bruteies gebrannt, um einen Tropfen Allantoisflüssigkeit zur Geschlechtsbestimmung zu entnehmen. Das Innere des Bruteies bleibt dabei unversehrt. Anschließend wird die Flüssigkeit analysiert und die Bruteier können nach ihrem Geschlecht sortiert werden. Ausschließlich die weiblichen Bruteier werden weiter ausgebrütet und legen später als Legehennen die sogenannten respeggt-Eier „Ohne Kükentöten“. Die männlichen Bruteier werden zu einem hochwertigen Futtermittel verarbeitet.
Die Grundlagenforschung zum SELEGGT-Verfahren wurde von der Universität Leipzig entwickelt. Für eine praxistaugliche Gestaltung hat die REWE Group gemeinsam mit einem holländischen Technologie-Unternehmen das Joint Venture respeggt gegründet. Es führt neben der Durchführung der Geschlechtsbestimmung auch eine Lieferkettenverifizierung durch und kann somit den Mehrwert „Ohne Kükentöten“ für Kund:innen garantieren.
Seit Anfang 2020 können Kund:innen in allen rund 5.900 REWE- und PENNY-Märkten Deutschlands die „respeggt-Freilandeier“ kaufen. Seit Oktober 2021 ist zusätzlich der REWE Beste Wahl Kartoffelsalat mit Ei und Gurke aus respeggt-Eiern in allen REWE-Märkten erhältlich. 2022 ist die Ausweitung auf weitere Artikel geplant.
Förderung einer alternativen Putenrasse
Die Geflügelmast nach ökologischen Richtlinien bringt besondere Herausforderungen mit sich. So sind herkömmliche Putenrassen für die
ökologische Geflügelmast nur bedingt geeignet, da es durch ihr schnelles Wachstum zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen kann
und Puten sich nicht für die eigene Nachzucht eignen. REWE Bio unterstützt daher die Biofino GmbH auf einem richtungsweisenden Weg
in der Züchtung: Durch die Kreuzung von englischen Freilandputen der Rasse Auburn und einer konventionellen Hybridrasse wurde eine
neue Rasse gezüchtet, die sich durch besondere Robustheit und Vitalität auszeichnet und sich sehr gut für die Aufzucht in
Auslaufhaltung und Fütterung mit Biofutter eignet. In der Aufzucht stehen jedem Tier rund zwölf Quadratmeter Auslauf im Stall, auf
dem Freigelände und im überdachten Außenbereich zur Verfügung. Eine längere Dauer des Wachstums wird dabei bewusst in Kauf genommen.
2021 stammten 50 Prozent des Bio-Putenfrischfleischs der Eigenmarken von REWE und PENNY von der Biofino GmbH und damit von diesen
Puten. Die REWE Group verfolgt das Ziel, das Bio-Putenfrischfleisch der Eigenmarke REWE Bio vollständig auf die neue Putenrasse
umzustellen.
Vegane und hybride Sortimente
Die REWE Group bietet seit 2021 unter „Better half“ hybride Fleischartikel an, die zur Hälfte aus Gemüse bestehen. Damit werden
Verbraucher:innen angesprochen, die ihren Fleischkonsum reduzieren möchten, ohne auf den klassischen Geschmack zu verzichten. Zudem
begleitet das Unternehmen den dynamisch wachsenden Trend veganer Ernährung und hat warengruppenübergreifende vegane Eigenmarken
gelauncht. PENNY startete als erster Discounter Deutschlands 2020 mit „Food for Future“. Bei REWE wurde 2021 die Marke „REWE Bio +
vegan“ eingeführt, bei der alle Artikel zusätzlich bio-zertifiziert sind.
Mit ihren veganen Eigenmarken hat die REWE Group eine doppelte Auszeichnung beim dritten PETA Vegan Food Award im Juni 2021 erhalten.
Die Vertriebslinie REWE wurde aufgrund ihres umfangreichen Sortiments an veganen Alternativprodukten zum „Veganfreundlichsten Supermarkt“
gekürt. Die warengruppenübergreifende vegane PENNY-Eigenmarke „Food for Future“ gewann in der Kategorie „Beste Eigenmarke“.