# Artboard 1
Zurück zur Übersicht

GRI 412, 414

Soziale Aspekte in der Lieferkette

Die REWE Group bezieht eine Vielzahl von Produkten und Produktbestandteilen über Lieferketten, die sich über mehrere Länder erstrecken können. Insbesondere in den Lieferkettenstufen des Rohstoffanbaus und der Verarbeitung liegt ein erhöhtes Risiko der Missachtung von Arbeits- und Sozialstandards. Sie stehen daher im Fokus der Aktivitäten der REWE Group.

Diese Aktivitäten zu sozialen Aspekten und Fairness in der Lieferkette beziehen sich auf das Handlungsfeld Mensch innerhalb der Strategie Grüne Produkte 2030 – mit dem Ziel, Menschenrechte zu achten und zu stärken, Arbeitsbedingungen zu verbessern und fairen Handel zu fördern. Dazu sollen zusammen mit Geschäftspartnern und Lieferanten verbindliche Standards für die gemeinsamen Lieferketten implementiert und der Dialog zwischen allen Partnern gefördert werden.

GRI 414: Soziale Bewertung der Lieferanten
GRI 412: Prüfung auf Einhaltung der Menschenrechte

Managementansatz

Grundsätze

Für alle Geschäftsbeziehungen greift die Leitlinie für Nachhaltiges Wirtschaften der REWE Group. Sie orientiert sich an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, den Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und dem UN Global Compact. Sie umfasst unter anderem das Verbot von Zwangsarbeit und ausbeuterischer Kinderarbeit sowie den fairen Umgang mit Mitarbeiter:innen. Im Falle vorsätzlicher grober Missachtung der in der Leitlinie beschriebenen Werte behält sich die REWE Group Sanktionen vor. Diese Anforderungen werden in den Leitlinien (siehe nachfolgender Kasten) und dem 2021 aktualisierten Supplier Code of Conduct konkretisiert.

In ihrer Grundsatzerklärung Menschenrechte verpflichtet sich die REWE Group dazu, die Menschenrechte zu stärken und Menschenrechtsverletzungen vorzubeugen. Dieses Bekenntnis gilt sowohl für die eigenen Geschäftstätigkeiten als auch für die globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten. Aufgrund der Besonderheiten in der Tourismusbranche hat die DER Touristik Group im Jahr 2019 eine eigene, ergänzende Grundsatzerklärung zur Achtung der Menschenrechte verabschiedet und ebenfalls einen Supplier Code of Conduct implementiert. Unternehmensrichtlinien und -prozesse werden im Hinblick auf die menschenrechtliche Sorgfaltspflicht angepasst und die formulierten Maßnahmen sukzessive umgesetzt.

Leitlinien definieren den Handlungsrahmen

Die 2021 aktualisierte Leitlinie für Fairness stellt einen weiteren Baustein der REWE Group bei der Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht dar. Darin will das Unternehmen innerhalb der Lieferketten aller Eigenmarkenprodukte, die in Deutschland bei REWE, PENNY und toom Baumarkt vertrieben werden, Menschenrechte stärken, Arbeitsbedingungen verbessern sowie einen fairen Handel fördern. Weitere Leitlinien, die sich mit sozialen Aspekten in der Lieferkette beschäftigen, sind die Leitlinie zur Prävention von Kinderarbeit, die Leitlinie für Existenzsichernde Löhne und Einkommen und die Leitlinie für Frauen in der Lieferkette. Für mehr Informationen siehe Abschnitt Kinder- und Zwangsarbeit, Abschnitt Existenzsichernde Löhne und Einkommen und Abschnitt Frauen in der Lieferkette. Sie definieren verbindliche Handlungsrahmen für die Geschäftsbeziehungen mit Vertragspartnern und geben Anforderungen sowie Ziele vor. Auf Basis aktueller Entwicklungen werden sie kontinuierlich aktualisiert.

Position zum Sorgfaltspflichtengesetz

Die REWE Group ist überzeugt, dass es verbindliche Rahmenbedingungen braucht, um entlang globaler Lieferketten faire Voraussetzungen zu schaffen. Aus diesem Grund hat sich das Unternehmen bereits Ende 2019 für verbindliche Rahmenbedingungen, die entlang globaler Lieferketten faire Voraussetzungen schaffen, ausgesprochen. Allerdings verbunden mit dem Hinweis, dass ein nationales Lieferkettengesetz nicht ausreiche, da nur eine internationale Gesetzgebung dies wirksam erreiche und auch alle Akteure der Wertschöpfungsketten verbindlich einbeziehe. Das Handelsunternehmen vertritt klar die Meinung, dass Menschenrechte nicht verhandelbar sein dürfen.

Des Weiteren hat sich die REWE Group 2021 intensiv mit der Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes beschäftigt. Dazu wurde eine detaillierte GAP-Analyse mit Fokus auf die Lieferketten der Waren durchgeführt, um strategische oder operative Lücken zu identifizieren. Daraus wurden folgende Maßnahmen für die Jahre 2022 und 2023 abgeleitet:

  1. Optimierung interner Prozesse: Die REWE Group arbeitet weiter an der Optimierung ihrer internen Prozesse zur Sicherstellung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht.
  2. Erweiterung der Lieferantenbewertung: Die REWE Group entwickelt eine übergreifende Lieferantenbewertung. Diese soll es noch umfassender als bisher ermöglichen, Lieferanten hinsichtlich ihrer menschenrechtlichen Risiken zu priorisieren und zielgerichtete Maßnahmen zu ergreifen, um in Zusammenarbeit mit ihnen an der Minimierung oder Behebung dieser Risiken zu arbeiten.
  3. Analyse der Einkaufspraktiken: Die REWE Group prüft ihre Einkaufspraktiken hinsichtlich menschenrechtlicher Risiken und bindet die Ergebnisse in ihre Risikoanalysen ein.
  4. Optimierung der Risikorohstoffanalyse: Die REWE Group wird ihren bewährten Ansatz der Risikorohstoffanalysen weiter hinsichtlich der Inhalte optimieren, um eine stärkere interne Orientierung zu ermöglichen.
  5. Analyse und Weiterentwicklung von Maßnahmen: Die REWE Group prüft kontinuierlich die Einführung neuer Maßnahmen, um die Risiken von Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten weiter zu reduzieren oder zu beheben.
  6. Vertiefung von Schulungen: Die REWE Group baut ihr Schulungskonzept zur Sensibilisierung der Mitarbeiter:innen zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht aus.

Strategieprozess

Den Kern beim Aufbau fairerer Lieferketten bei der REWE Group bildet ein vierstufiger Prozess. Dieser dient dazu, potenziell nachteilige Auswirkungen des unternehmerischen Handelns auf die Menschenrechte systematisch zu ermitteln, zu minimieren und zu verhindern:

Schritt 1: Mit ausführlichen Risiko- und Hot-Spot-Analysen werden Auswirkungen identifiziert. Seit 2016 hat die REWE Group ihren Ansatz zur Erfassung von Risiken deutlich ausgeweitet und systematisiert. Für weitere Informationen siehe Abschnitt Produktbezogene Risikoanalysen.

Schritt 2: Aus den im ersten Schritt gewonnenen Erkenntnissen leiten sich Fokusrohstoffe und -themen ab. Es haben sich drei Fokusthemen herauskristallisiert, die eine Vielzahl an Fokusrohstoffen und Ländern betreffen. Diese sind Kinder- und Zwangsarbeit, Existenzsichernde Löhne und Einkommen sowie Frauen in der Lieferkette.

Schritt 3: Die Fokusrohstoffe und -themen werden mit entsprechenden Maßnahmen bearbeitet, um negativen Effekten entgegenzuwirken. Diese Maßnahmen werden durch einen Managementansatz auf drei verschiedenen Ebenen umgesetzt:

  1. Interne Zusammenarbeit: beispielsweise durch Schulung von Einkäufer:innen
  2. Zusammenarbeit in der Lieferkette: beispielsweise durch Anforderungen an Lieferanten oder den Einkauf zertifizierter Rohstoffe
  3. Zusammenarbeit mit Stakeholdern: beispielsweise durch die Weiterentwicklung von Standardorganisationen

Je nach ermitteltem Risiko werden unterschiedliche Maßnahmen definiert, beispielsweise die Einforderung von Standards und Zertifizierungen, die Zusammenarbeit mit Standardorganisationen, der Beitritt zu Brancheninitiativen sowie Projekte mit Lieferanten und Erzeugern vor Ort.

Schritt 4: Die durchgeführten Aktivitäten werden überwacht und evaluiert. Die Erkenntnisse aus dem Monitoring fließen in die Weiterentwicklung der Maßnahmen ein.

Ziele

Um die Fortschritte im Handlungsfeld Mensch messbar zu machen, wurden folgende Key Performance Indikatoren (KPI) für die Eigenmarken definiert (für weitere Informationen siehe den übergeordneten Managementansatz Grüne Produkte):

Ziele Status
Vollständige Integration in ein Trainingsprogramm (Capacity Building) der strategisch relevanten Produktionsstätten bei den Eigenmarken von REWE und PENNY Deutschland sowie toom Baumarkt bis Ende 2030
Verbesserung des Zugangs zu Beschwerdemechanismen in relevanten Lieferketten bei den Eigenmarken von REWE und PENNY Deutschland sowie toom Baumarkt bis Ende 2025
In Umsetzung
Ziel erreicht
Liegt nicht vor
Ziel nicht erreicht

Umsetzung

Durch die REWE Group-Einkaufsgesellschaften vor Ort können Anforderungen und Problemstellungen direkt mit den Lieferanten bzw. Produktionsstätten besprochen und Maßnahmen implementiert werden. So ist im asiatischen Raum das Sourcing- und Beschaffungsbüro REWE Far East (RFE) für einen Teil der Beschaffung von Food- und Non-Food-Produkten zuständig und nimmt eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Lieferkette ein. Hierfür steht die Corporate-Responsibility-Abteilung der RFE im direkten Kontakt zu den Lieferanten und betreut den Social-Compliance-Prozess vor Ort.

Die Komplexität der Wertschöpfungskette mit einer Vielzahl von Reiseländern und Dienstleistern stellt auch die Reisebranche vor große Herausforderungen. So hat die DER Touristik Group im Rahmen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht 2018 eine Risikoanalyse durchgeführt, um tatsächliche sowie potenzielle negative Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf die Menschenrechte zu ermitteln (für weitere Informationen siehe Abschnitt Produktbezogene Risikoanalysen). Die für 2020 geplante Risikoanalyse wurde aufgrund der Corona-Pandemie verschoben und ist für 2022 geplant. Den Menschenrechts-Due-Diligence-Prozess sieht die DER Touristik dabei als fortlaufende Aufgabe.

Beschwerdemechanismen

Die REWE Group hat eine Strategie zur Weiterentwicklung und Umsetzung von Beschwerdemechanismen in ihren Lieferketten entwickelt und diese in ihrer 2021 aktualisierten Leitlinie für Fairness dokumentiert. Den Risikoanalysen entsprechend hat das Unternehmen als relevante Lieferkettenbereiche a) Fokusrohstoffe und b) die Produktionsstätten in Risikoländern definiert. In diesen Lieferkettenbereichen gibt es bereits Ansätze für betriebliche und externe „Back-up“-Beschwerdemechanismen. Letztere sollen sicherstellen, dass Betroffene ihre Beschwerden an eine andere Stelle adressieren können, wenn sie im eigenen Betrieb nicht weiterkommen. Die REWE Group fördert daher durch Sensibilisierung und Training die Nutzung und Qualität der bestehenden Beschwerdemechanismen und stärkt den Ausbau der „Back-up“-Mechanismen.

Zur Förderung von betrieblichen Mechanismen setzt das Unternehmen entsprechende Maßnahmen um: So formuliert die REWE Group in ihrem 2021 aktualisierten Supplier Code of Conduct (siehe Grundsätze) konkrete Anforderungen an die Ausgestaltung effektiver betrieblicher Beschwerdemechanismen. Im Rahmen des REWE Group Factory Improvement Programms wird der Aufbau betriebsinterner Beschwerdemechanismen in den tieferen Stufen der Lieferkette unterstützt, denn die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass viele Produktionsstätten noch Nachholbedarf haben, um gelebte, transparente und vertrauenswürdige Prozesse zu etablieren. Zusammen mit einem erfahrenen Dienstleister analysiert die REWE Group die Beschwerdemechanismen der Fabriken hinsichtlich Aufbau und eventueller Hürden für Arbeiter:innen. Besonderes Augenmerk wird hier auf die Zugänglichkeit der Beschwerdemechanismen für z. B. migrantische Arbeiter:innen und Frauen gelegt. So werden Fabriken etwa angehalten, Informationen in der Muttersprache der migrantischen Arbeiter:innen zur Verfügung zu stellen oder gezielt weibliche Ansprechpartnerinnen zu benennen.

Zum Ausbau von Back-up-Mechanismen setzt die REWE Group auf die Unterstützung von Audit- und Zertifizierungssystemen, von denen viele ihre Beschwerdemechanismen derzeit ebenfalls weiterentwickeln. Die REWE Group bringt sich aktiv in die Projektgruppe von amfori zur Entwicklung eines Beschwerdemechanismus in der Lieferkette ein. Hierzu läuft seit 2021 eine Pilotierung in Vietnam.

Beschwerdeprozess

Geschäftspartner müssen den Verdacht auf einen Verstoß gegen Vorschriften, Gesetze und Grundsätze melden. Wenn externe Beschwerden zu Vorfällen über formelle Kanäle wie dem Hinweisgebersystem, über die Standardsysteme oder über andere informelle Kanäle bei der REWE Group eingehen, greift ein interner Prozess zur Untersuchung und Behebung der Beschwerde unter Beteiligung der Beschwerdeführer:

1. Erhalt und Prüfung der Beschwerde
Nach dem Erhalt der Beschwerde wird diese dokumentiert und auf Zulässigkeit geprüft. Relevante Ansprechpartner:innen innerhalb der REWE Group werden informiert.

2. Untersuchung der Situation und Identifikation möglicher Maßnahmen
Anschließend wird die Beschwerde untersucht – beispielsweise durch Gespräche mit Lieferanten, Brancheninitiativen oder NGOs, durch Vor-Ort-Besuche oder in Form von Interviews mit den Betroffenen. Auf Basis der Ergebnisse werden wirksame Maßnahmen identifiziert.

Sollte eine Beschwerde das Thema Kinderarbeit betreffen, arbeitet die REWE Group mit der Organisation The Center for Child Rights and Business (ehemals CCR-CSR) zusammen, um sicherzustellen, dass im Sinne des Kindeswohls Abhilfe erreicht werden kann (siehe auch REWE Group Leitlinie zur Prävention von Kinderarbeit).

3. Abhilfe, Wiedergutmachung und Kontrolle der Maßnahmenimplementierung
Der betroffene Lieferant oder die Produktionsstätte muss die definierten Maßnahmen, zum Beispiel die Abstellung des kritisierten Verhaltens, Präventionsmaßnahmen durch Trainings oder die Wiedergutmachung für die Betroffenen, etwa durch Kompensation, umsetzen. Die REWE Group kontrolliert die Implementierung der Maßnahmen konsequent. Werden sie nicht umgesetzt, so kann letztendlich auch ein Ausschluss des Lieferanten von künftigen Aufträgen erfolgen.

4. Abschluss der Beschwerde und Auswertung
Wurden Gegenmaßnahmen erfolgreich implementiert, so wird die Beschwerde abgeschlossen.

GRI 414-2

Negative soziale Auswirkungen in der Lieferkette und Maßnahmen

Konkrete Maßnahmen zur Reduktion negativer sozialer Auswirkungen setzt die REWE Group im Rahmen der folgenden drei Ansätze um:

1. Interne Zusammenarbeit

Die REWE Group arbeitet daran, nachhaltige Beschaffung weiter in ihre Einkaufsprozesse zu integrieren, um Nachhaltigkeitsaspekte bei jeder Einkaufsentscheidung zu berücksichtigen. Durch die Bereitstellung von Risikoanalysen und Briefings, die Abstimmung von verbindlichen Zielen mit den Einkaufsbereichen sowie Schulungen zu Nachhaltigkeitsthemen trägt die REWE Group zu einer internen Sensibilisierung bei. So wurden 2021 beispielsweise 37 Mitarbeiter:innen aus dem entsprechenden Einkaufsbereich der REWE Group zum Thema Social Compliance bei Obst und Gemüse geschult.

Des Weiteren erhalten Mitarbeiter:innen insbesondere aus dem Bereich Einkauf der REWE Group regelmäßig Schulungen zu relevanten Arbeits- und Sozialstandardthemen. So finden die definierten Standards – wie beispielsweise die Einforderung von Sozialaudits – in der Auswahl der Lieferanten sowie im Einkaufsprozess Berücksichtigung. Interne Reportings ermöglichen eine kontinuierliche Weiterentwicklung innerhalb des Handlungsfelds Mensch. Die externe Kommunikation schafft Transparenz gegenüber Stakeholdern.

2. Zusammenarbeit in der Lieferkette

Die Nachhaltigkeitsrisiken, die mit Blick auf das Handlungsfeld Mensch in der Lieferkette auftreten, geht die REWE Group gezielt durch ein systematisches Lieferkettenmanagement an. Dieses ist von einer engen Zusammenarbeit mit den Lieferanten sowie dem Engagement auf Ebene der Produktionsstätten und der Rohstofferzeugung geprägt. Dadurch erhöht die REWE Group zunächst, wo noch nicht vorhanden, die Transparenz entlang der Lieferkette für die Eigenmarkenprodukte. So können Risiken identifiziert und daraufhin besser vermieden bzw. direkt adressiert werden. Darüber hinaus wird die Integration von Nachhaltigkeit als Teil der Lieferantenbewertung gefördert.

Im Lieferkettenmanagement folgt die REWE Group im Handlungsfeld Mensch einem dreistufigen Ansatz, der die Formulierung von Anforderungen, die Kontrolle und die Entwicklung der Lieferanten und Lieferketten umfasst:

Lieferanten werden vertraglich zur Einhaltung des 2021 aktualisierten Supplier Code of Conduct (siehe Grundsätze) verpflichtet. Alle Geschäftspartner in den Eigenmarkenlieferketten der REWE Group sind verpflichtet, die Produktionsstätten zu benennen, in denen Produkte für die REWE Group hergestellt werden. Durch eine Sensibilisierung und die Verpflichtungen der Vertragspartner werden konkrete Regeln geschaffen, um Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette umzusetzen. Die Anforderungen werden von der Nachhaltigkeitsabteilung der REWE Group im Einkaufsprozess überprüft.

Die Geschäftspartner der REWE Group sind verpflichtet, Mindestanforderungen wie international und national geltende Gesetze sowie die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zu befolgen. Damit geht die Verpflichtung einher, insbesondere folgende Prinzipien einzuhalten:

  • Jegliche Formen von Diskriminierung sind untersagt. Geschäftspartner verpflichten sich, Personen nicht aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder aus anderen Gründen auszugrenzen oder zu bevorzugen.
  • Geschäftspartner müssen ihren Beschäftigten mindestens die national geltenden Mindestlöhne regelmäßig (mindestens monatlich) auszahlen.
  • Geschäftspartner müssen sicherstellen, dass die Arbeitszeiten den national geltenden gesetzlichen bzw. branchenüblichen Arbeitszeiten entsprechen.
  • Die Geschäftspartner halten Arbeitsschutzvorschriften nach nationalem Recht und internationalen Standards ein.
  • Alle Geschäftspartner ermöglichen den Arbeitnehmer:innen, ihr Recht auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivvereinbarungen auszuüben.
  • Die Geschäftspartner tragen dafür Sorge, in ihren Betrieben keine Kinder zu beschäftigen.
  • Die Geschäftspartner müssen einen fairen und respektvollen Umgang mit den Beschäftigten gewährleisten.
  • Jegliche Formen von Zwangs- bzw. Pflichtarbeit oder Menschenhandel sind durch die Geschäftspartner auszuschließen.

Auf Lieferantenveranstaltungen und in individuellen Gesprächen mit Lieferanten sensibilisiert die REWE Group immer wieder zu den Themen Menschenrechte und Arbeitsbedingungen. Dazu zählt zum Beispiel das 2020 durchgeführte Social Improvement Coaching, das Lieferanten schult, die sozialen Standards und Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten kontinuierlich zu verbessern.

Rohstoffe im Fokus

Auf Basis der produktbezogenen Risikoanalysen wurden für REWE und PENNY in Deutschland folgende kritische Rohstoffe im Zusammenhang mit dem Handlungsfeld Mensch definiert: Kaffee, Kakao, Tee, Palmöl, Säfte (insbesondere Orangensaft), Fisch, Obst und Gemüse wie beispielsweise Bananen oder Ananas sowie Baumwolle/Textilien und Natursteine.

Rohstoffe (Hauptbezugsländer) für REWE und PENNY in Deutschland

Für einige Fokusrohstoffe hat die REWE Group Leitlinien mit detaillierten Anforderungen und Zielen definiert. Für weitere Informationen siehe Abschnitte Fokusrohstoffe – Food und Fokusrohstoffe – Non-Food.

Verarbeitung in Risikoländern: das Social-Improvement-Programm

Alle Produktionsstätten der ersten Lieferkettenstufe aus definierten Risikoländern werden in das Social-Improvement-Programm der REWE Group integriert, das dem dreistufigen Ansatz von Anforderungen, Kontrolle und Entwicklung folgt. Bei den Risikoländern orientiert sich die REWE Group an der Bewertung von amfori. Diese beruht auf den Governance-Indikatoren der Weltbank sowie weiteren Indizes und wird jährlich aktualisiert.

Sofern noch kein Sozialaudit vorhanden ist, werden neue Lieferanten und Produktionsstätten im Rahmen eines Onboardings (1) über die Anforderungen der REWE Group informiert und bei der Vorbereitung des ersten Audits unterstützt.

Im zweiten Schritt werden alle Produktionsstätten in Risikoländern verpflichtet, Audits (2) anerkannter Zertifizierungen oder Überprüfungssysteme vorzuweisen. Diese Audits werden – sowohl angekündigt als auch unangekündigt – von unabhängigen Dritten durchgeführt. Anerkannte Sozialaudits sind unter anderem Audits nach dem Standard der amfori BSCI oder dem SA8000-Standard sowie SMETA-Audits der Supplier Ethical Data Exchange. Textilproduktionsstätten in Bangladesch müssen darüber hinaus eine Überprüfung auf Gebäudesicherheit und Brandschutz im Rahmen des Abkommens „Bangladesh Accord on Fire and Building Safety“ (siehe Abschnitt Factory Improvement Training) vornehmen.

Um Arbeits- und Sozialstandards kontinuierlich zu verbessern, dokumentiert die REWE Group die Auditergebnisse. Falls die Vorgaben nicht eingehalten werden, werden gemeinsam mit den Lieferanten Verbesserungsmaßnahmen (Remediation (3)) definiert und die Produktionsstätten dazu aufgefordert, an amfori BSCI-Schulungen und weiteren Trainings (4) teilzunehmen. Wenn Produktionsstätten nicht bereit sind, Verbesserungen zu erwirken, behält sich die REWE Group in letzter Konsequenz das Recht vor, die Geschäftsbeziehung zu beenden.

Anteil der Produktionsstätten in den Stufen des Social-Improvement-Programms1

2019 2020 2021
Stufe Onboarding 0 % 0,3 % 0,7 %
Stufe Audit 100 % 99,7 % 99,3 %

Anteil der Produktionsstätten gemäß ihren Auditergebnissen

SA8000 4 % 3,5 % 2,4 %
Naturland 0 % 0,2 % 0,2 %
amfori BSCI A 5 % 4,4 % 4,4 %
amfori BSCI B 8 % 6,6 % 6,0 %
amfori BSCI C 67 % 68,5 % 68,9 %
amfori BSCI D 2 % 0,9 % 2,2 %
amfori BSCI E 0 % 0 % 0 %
SMETA 6 % 6,6 % 6,0 %
Abgelaufenes Audit 8 % 9,4 % 9,2 %
1
Angabe in gerundeten Werten. Die Berechnung erfolgte auf Basis der Anzahl der Produktionsstätten und erfasst alle Produktionsstätten von REWE, PENNY und toom Baumarkt in Deutschland für Food- und Non-Food-Produkte der ersten Lieferkettenstufe in Risikoländern.

Die Risikoanalysen, Fabrikbesuche und die Arbeit mit den Stakeholdern zeigen, dass es an vielen Stellen der Lieferkette immer noch an Wissen und Managementerfahrungen fehlt, Prozesse und Richtlinien zur Sicherstellung guter Arbeitsbedingungen und Menschenrechte umzusetzen.

Factory Improvement Training (FIT)

Für ihre strategisch wichtigen Produktionsstätten hat die REWE Group ein Trainingsprogramm („Factory Improvement Training“, FIT) zum Aufbau sozialer Kompetenzen aufgesetzt. Es soll dabei helfen, die Bedeutung der Einhaltung der REWE Group-Standards für nachhaltige Geschäftspraktiken besser zu verstehen und Systeme und Arbeitsweisen zu etablieren, um nachhaltiges Wirtschaften zu stärken. Konkret erhalten die Produktionsstätten Unterstützung, um die sozialen Arbeitsbedingungen in ihren Fabriken zu messen und zu verbessern. Zudem sollen sie ihre Eigenverantwortung so weit steigern, dass sie eigene Programme zur Einhaltung sozialer Standards durchführen können.

Dafür werden Manager:innen strategischer Produktionsstätten in einem 18-monatigen modularen Trainingsprogramm in den Punkten Gesundheit und Sicherheit, Beschwerdemechanismen, Löhne und Arbeitszeit sowie ethische Personalbeschaffung geschult. Auch zum Thema Women Empowerment/ Leadership-Trainings gibt es Module. Wo es sinnvoll ist, umfasst das Programm Gruppentrainings, in denen gemeinsame Herausforderungen verschiedener Produktionsstätten adressiert werden. Zuvor werden die Betriebe hinsichtlich ihrer Sozialstandards analysiert und basierend auf den Ergebnissen individuelle Aktionspläne erstellt. Um Fortschritte zu dokumentieren, werden Kennzahlen definiert und fortlaufend gemessen sowie Befragungen der Mitarbeiter:innen durchgeführt.

Die REWE Group verfolgt das Ziel, bis Ende 2030 alle relevanten Produktionsstandorte ihrer strategischen Lieferanten vollständig in das Programm FIT zu integrieren. Seit 2018 haben 14 Betriebe in China, Thailand, Vietnam und Bangladesch das Training beendet. Neben der Verbesserung von Beschwerdemechanismen, der Durchführung von Trainings zur Sensibilisierung zum Thema Moderne Sklaverei und der Bearbeitung verschiedener Arbeitssicherheitsthemen konnten durch das Training zehn Betriebe verbesserte Prozesse zur Arbeitszeiterfassung aufbauen. Dies hatte auch eine positive Auswirkung auf die korrekte Bezahlung der Löhne für Überstunden. 2021 starteten 13 weitere Betriebe aus China, Pakistan und Indien das Programm.

Zur Umsetzung eines Programms für verlässliche Sicherheit in der Textilindustrie in Bangladesch hat die REWE Group 2013 das Abkommen The Bangladesh Accord on Fire and Building Safety unterzeichnet, 2017 den nachfolgenden „2018 Transition Accord“. Die REWE Group unterstützt außerdem die 2020 gegründete Institution RMG-Sustainability Council (RSC), die in Bangladesch offiziell die Aufgaben des Abkommens übernommen hat. Im Mai 2021 hat die REWE Group die dreimonatige Verlängerung des „2018 Transition Accord“ unterzeichnet. Die REWE Group plant auch die Unterzeichnung des neuen „International Accord for health and safety in the garment industry“, der bis Oktober 2023 gültig wäre.

3. Zusammenarbeit mit Stakeholdern

Bei der Bearbeitung von Nachhaltigkeitsrisiken in der Herstellung der Eigenmarkenprodukte liegen die Herausforderungen oft in den globalen Handelsstrukturen. Diese sind beeinflusst durch politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Ein wichtiger Ansatzpunkt zur Identifikation der relevanten Themen und zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie ist daher eine gute Zusammenarbeit mit den Stakeholdern. Mit ihnen steht die REWE Group in kontinuierlichem Austausch und lädt regelmäßig zu Dialogveranstaltungen ein.

Zudem engagiert sich die REWE Group in den folgenden nationalen und internationalen Initiativen, die sich mit den Themen Menschenrechte und Arbeitsbedingungen im jeweiligen Kontext befassen – die ausführlichen Beschreibungen der einzelnen Initiativen sind im Abschnitt Initiativen und Mitgliedschaften nachzulesen:

  • Mitglied bei amfori BSCI
  • Mitglied des Abkommens Bangladesh Accord on Fire and Building Safety
  • Mitglied in der Competitive Cashew Initiative
  • Mitglied beim Consumer Goods Forum
  • Mitglied im Board bei Cotton made in Africa
  • Gründungsmitglied beim Forum Nachhaltiger Kakao (GISCO)
  • Gründungsmitglied beim Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP)
  • Mitglied im Technical Committee von GLOBALG.A.P. GRASP
  • Beteiligung an der Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten
  • Gründungsmitglied bei der Partnerschaft für Nachhaltigen Orangensaft (PANAO)
  • Mitglied im Rainforest Alliance Standards Committee
  • Mitglied beim Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (Roundtable on Sustainable Palm Oil, RSPO)
  • Mitglied bei der Sustainable Juice Platform
  • Mitglied bei The Centre for Child Rights and Business
  • Mitglied beim World Banana Forum

GRI 414-2:

Schulungen für Angestellte zu Menschenrechtspolitik und -verfahren

Siehe Interne Zusammenarbeit.