Die REWE Group ist bestrebt, ökologische und soziale Auswirkungen ihres Handelns, wo immer möglich,
zu reduzieren. Um dies umsetzen zu können, führt die REWE Group Analysen zur Bewertung von sozialen
und ökologischen Risiken durch: auf der Ebene von Warengruppen oder Rohstoffen zur Formulierung von
Strategien sowie auf der Ebene einzelner Produkte, Themen oder Länder, um die Maßnahmen zu
konkretisieren. In diesem Rahmen prüft die REWE Group kontinuierlich ihre eigenen Leistungen und
Fortschritte mit Blick auf die Minimierung von Risiken. Zielkonflikte reflektiert sie sowohl mit
Expert:innen im eigenen Unternehmen als auch mit externen Anspruchsgruppen.
GRI 102-11: Vorsorgeansatz oder Vorsorgeprinzip
Analyse der sozialen und ökologischen Risiken in den Lieferketten
Die Risikoanalysen der REWE Group dienen dazu, die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Mensch,
Tier und Umwelt zu ermitteln sowie zu bewerten. So sollen die wesentlichen negativen ökologischen und
sozialen Auswirkungen von Eigenmarkenprodukten identifiziert und geklärt werden, an welchen Stellen
diese auftreten. Die Analyse dient der Entscheidung, welche Maßnahmen mit welcher Priorität ergriffen
werden – mit dem Ziel, ermittelte Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen. Sie stellt damit die
Basis für die strategische Ausrichtung im Bereich nachhaltigerer Sortimente und die Ausarbeitung der
Strategie Grüne Produkte 2030 dar, in der Themen, Key Performance Indikatoren (KPIs), Ziele und
Maßnahmen definiert sind.
Produktbezogene Risikoanalysen: Handel
Die REWE Group Deutschland hat für die Lieferketten der Eigenmarkenprodukte, die in Deutschland bei
REWE und PENNY vertrieben werden, eine formalisierte Risikoanalyse für Food- und Non-Food-Produkte
durchgeführt. Dafür wurde das Sortiment der Food- und Non-Food-Produkte in insgesamt 37 Warencluster
aufgeteilt. Der Ansatz betrachtet damit das gesamte Sortiment.
Das Vorgehen gliedert sich in zwei Stränge: eine qualitative und eine quantitative Analyse. Im Rahmen
der qualitativen Untersuchung wurden Studien und Reports ausgewertet sowie Interviews mit Einkäufer:innen
und NGOs geführt, um wesentliche Nachhaltigkeitsthemen entlang der Wertschöpfungsketten zu ermitteln. Dabei
wurden neben den ökologischen Auswirkungen vor allem auch die Risiken im Bereich Arbeitsbedingungen und
Menschenrechte identifiziert.
Der quantitativen Analyse auf Basis einer Input-Output-Analyse liegt ein volkswirtschaftliches Modell
zugrunde. Hierzu wurden die ökologischen Auswirkungen in der Lieferkette wie beispielsweise Treibhausgasemissionen
ermittelt und in monetäre Beträge umgerechnet. Die sozialen Auswirkungen wurden beurteilt, indem
identifiziert wurde, wie viele Personen pro Warencluster in der gesamten Lieferkette tätig sind. Diese
Daten wurden mit dem Einkaufsvolumen des Unternehmens sowie mit Informationen über Produktions- und
Ursprungsländer verknüpft, um ökologische und soziale Risiken spezifisch monetär zu bewerten. So konnten die
externen Kosten des eigenen Wirtschaftens für die einzelnen Warencluster quantifiziert werden. Zudem wurden
damit die ökologischen und sozialen Hot Spots in der gesamten Wertschöpfungskette faktenbasiert identifiziert
und besonders risikoreiche Warengruppen und Fokusrohstoffe ermittelt. Mithilfe der Analyse konnte festgestellt
werden, dass die Schwerpunkte der Auswirkungen in den Lieferkettenstufen des Rohstoffanbaus und der Verarbeitung
liegen. Diese stehen daher im Fokus der Aktivitäten der REWE Group.
Auswirkung entlang der Wertschöpfungskette
Des Weiteren ergaben sich folgende kritische Rohstoffe:
- Obst und Gemüse allgemein mit besonderem Fokus auf Bananen und Ananas,
- Fleisch und Milchprodukte einschließlich Futtermittel für Tiere,
- Kaffee, Kakao, Tee, Palmöl, Fisch, Orangensaft sowie
- Baumwolle, Textilien und Natursteine (für weitere Informationen siehe Abschnitte Fokusrohstoffe – Food bzw. Fokusrohstoffe – Non-Food).
Sogenannte Scorecards fassen die Ergebnisse der Analyse für jedes einzelne Warencluster zusammen. Sie
geben einen Überblick über die Sozial- und Umweltkosten der jeweiligen Produkte entlang der
Wertschöpfungskette. Die Zuordnung in die fünf Stufen der Wertschöpfungskette ermöglicht dabei eine
genauere Betrachtung der Schwerpunktthemen.
Beispiel: Auswirkungen bei Obst und Gemüse
Beim Warencluster „Obst und Gemüse“ wurden Luftemissionen und Energie, Biodiversität, Boden, Wasser,
Arbeitsbedingungen und Menschenrechte als Schwerpunktthemen entlang der Lieferkette ermittelt. Neben
diesen Themen aus den Wertschöpfungsstufen Rohstoffgewinnung und Verarbeitung wurden zudem Transparenz
und Geschäftspraktiken, durch den Transport bedingte Umweltbelastung und CO2-Emissionen sowie Verpackung
und Food Waste als Nachhaltigkeitsthemen identifiziert.
Scorecard Obst und Gemüse – Überblick ökologische und soziale Auswirkungen
Ergebnisse im Warencluster „Obst und Gemüse“
Die Scorecards zeigen die Schwerpunktthemen sowie deren Relevanz und stellen die einzelnen Befunde
detailliert dar. Aus einem Abgleich der Ergebnisse mit den Nachhaltigkeitsaktivitäten der REWE Group
Deutschland ergeben sich notwendige und zu ergreifende Maßnahmen.
Um die Ergebnisse zu konkretisieren, führt die REWE Group ergänzende Untersuchungen hinsichtlich einzelner
Warenbereiche, Fokusthemen oder vulnerabler Personengruppen durch.
So wurde 2019 eine Bewertung des CO2-Fußabdruckes für die Lieferketten erstellt, (für mehr Informationen
siehe Abschnitt Klimaschutz in der Lieferkette). Zudem erfolgte eine Risikoanalyse im Bereich
Zwangsarbeit (für mehr Informationen siehe Abschnitt Kinder- und Zwangsarbeit) und 2020 im Bereich
Frauen (für mehr Informationen siehe Abschnitt Frauen in der Lieferkette). Für Obst und Gemüse
wurde im Berichtsjahr eine externe Risikoanalyse durchgeführt, um die Lieferketten anhand externer Daten
zu analysieren. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die strategische Ausrichtung des Obst- und
Gemüsesortiments in Bezug auf Nachhaltigkeit.
Für weitere Informationen siehe Abschnitt Risikomanagement.
Menschenrechtliche Risikoanalyse: DER Touristik Group
Um einen umfassenden Überblick über die menschenrechtlichen Risiken in ihrer Wertschöpfung und in den Zielgebieten zu
erlangen, führt die DER Touristik Group in regelmäßigen Abständen eine menschenrechtliche Risikoanalyse durch und
leitet daraus Maßnahmen und Ziele ab.
Zu den relevanten Menschenrechtsrisiken und -aspekten im Tourismus gehören:
- Kinderrechte
- Arbeitnehmerrechte
- Moderne Sklaverei
- Gleichberechtigung
- Zugang der lokalen Bevölkerung zu Land, Wasser und Nahrung
- Rechtsstaatlichkeit mit dem Fokus persönliche Rechte
- Lebensstandard
- Korruption
- Politische Teilhabe
- Rechtsstaatlichkeit mit dem Fokus politische Rechte
Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die menschenrechtliche Risikoanalyse 2020 und 2021 nicht durchgeführt werden, jedoch ist sie in Vorbereitung auf das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz für die gesamte DER Touristik Group (vorher nur Deutschland) für 2022 geplant.
Bei der zuletzt 2018 durchgeführten menschenrechtlichen Risikoanalyse wurde die Verletzung von Arbeitnehmer- und Kinderrechten für die DER Touristik Deutschland als besonders wesentliches Risiko identifiziert, Thailand, Südafrika und Ägypten als Risikoländer von hoher Bedeutung. 2019 folgte der Analyse ein Social-Impact-Assessment mit dem Round Table for Human Rights, um konkrete Herausforderungen in Thailand zu identifizieren und Abhilfemaßnahmen zu entwickeln. Dabei ging es unter anderem um Themen wie Frauenrechte oder Kinderschutz. Umfassende Herausforderungen wie moderne Sklaverei, sexuelle Ausbeutung und Landraub wurden außerdem im Rahmen von Brancheninitiativen adressiert.