Schon heute sind die Auswirkungen der Klimakrise spürbar. Hitzerekorde, Unwetter, Dürren und Hochwasser bedrohen Ökosysteme, die biologische Vielfalt und die Existenz von Millionen von Menschen. Hier steht die Welt vor großen Herausforderungen. Das Pariser Klimaabkommen will die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen. Deutschland hat das Klimaabkommen unterzeichnet und regulatorische Rahmenbedingungen abgeleitet: Nach dem Klimaschutzgesetz muss bis 2045 Treibhausgasneutralität verbindlich erreicht werden. Auch die Gesellschaft fordert immer stärker Klimaschutzmaßnahmen, wie Bewegungen wie Fridays for Future zeigen.
Konsument:innen, Mitarbeiter:innen sowie Fachstakeholder der REWE Group bewerteten das Thema im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse als besonders bedeutend für das Unternehmen: Sie wünschen sich, dass Klimaschutz auf allen Ebenen berücksichtigt wird (für mehr Informationen siehe Abschnitt Wesentlichkeitsanalyse).
Das Thema Klima ist neben Kreislaufwirtschaft und Biodiversität ein Fokusthema im Handlungsfeld Umwelt innerhalb der Strategie Grüne Produkte 2030.
Hintergrund
Im Lebensmittelsektor und der Rohstoffgewinnung hat der Klimawandel auch wirtschaftliche Folgen. Die Landwirtschaft ist einem großen Risiko ausgesetzt, durch Extremwetterereignisse Schäden und Verluste zu erleiden. Temperaturschwankungen, starke Niederschläge und die Häufigkeit von Wetterextremen mindern Erträge. Dies kann auch zu einer herabgesetzten Lieferzuverlässigkeit führen.
Laut World Economic Forum werden 25 Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit durch die Lieferketten der Lebensmittelindustrie verursacht. Im europäischen Einzelhandel stellen die Emissionen der vorgelagerten Lieferkette mit 90 Prozent den größten Anteil der Gesamtemissionen in diesem Sektor dar. Sie sind damit für Unternehmen von grundlegender Bedeutung, wenn es um Klimaschutz geht. Die REWE Group hat daher eine Klimastrategie für die vorgelagerte Lieferkette definiert.
GRI 305: Emissionen
Managementansatz
Grundsätze
In ihrer Leitlinie für Nachhaltiges Wirtschaften bekennt sich die REWE Group zur kontinuierlichen Reduktion der in den Geschäftsprozessen entstehenden Treibhausgasemissionen.
Das Handelsunternehmen hat bereits 2009 sein erstes Klimaziel auf Unternehmensebene veröffentlicht und dieses seither weiter fortgeschrieben (mehr Informationen im Abschnitt Klimaschutz auf Unternehmensebene). Doch auch entlang der Lieferkette will die REWE Group klimarelevante Emissionen reduzieren. Die Unternehmensgruppe hat daher eine Klimastrategie für die vorgelagerte Lieferkette definiert. Diese wurde 2020 verabschiedet und Anfang des Jahres 2022 in der Leitlinie Klimaschutz in der Lieferkette festgehalten.
Umsetzung
Die drei Grundsätze „Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren“ bilden bei der REWE Group den Rahmen für die Klimastrategie in der Lieferkette.
Vermeiden:
Oberste Priorität für die REWE Group hat die Vermeidung des Ausstoßes klimaschädlicher Treibhausgase entlang der vorgelagerten Lieferkette ihrer Ware, wo immer dies möglich ist. Insbesondere bei Waren mit hohem Klimaeinfluss soll dies beispielsweise durch die Substituierung von Produkten bzw. Rohstoffen, die Vermeidung von Entwaldung oder durch das Weglassen von Verpackungen oder Verpackungsbestandteilen erreicht werden. Ein Beispiel sind Alternativprodukte auf pflanzlicher Basis, die durch den Wegfall der Treibhausgase aus Tierhaltung emissionsärmer sind.
Reduzieren:
Wo sich Emissionen nicht vermeiden lassen, will die REWE Group diese durch die Verwendung klimafreundlicherer Rohstoffe und Produktionsmethoden, durch umweltfreundlichere Verpackungen oder kürzere Transportwege reduzieren. Beispiele sind der Einsatz von entwaldungsfreien Futtermitteln oder Recyclingpapier statt Frischfaser.
Kompensieren:
Restemissionen, die bei der Gewinnung von Rohstoffen, deren Verarbeitung oder dem Transport von Waren unvermeidbar sind, plant die REWE Group durch die Förderung von Klimaschutzprojekten zu kompensieren, also auszugleichen. Diese Projekte sollen nach einem anerkannten Standard verifiziert oder zertifiziert sein.
Die REWE Group hat sich in Bezug auf den Klimaschutz in der Lieferkette strategische Ziele gesetzt, die dem Engagement der Unternehmensgruppe eine eindeutige Ausrichtung geben, um Sortimente klimafreundlicher zu gestalten. Dabei hat sie sich an den Anforderungen der Science Based Targets Initiative orientiert – einem Zusammenschluss aus UN Global Compact, World Resources Institute und WWF. Dieser international anerkannte Standard unterstützt Unternehmen dabei, wissenschaftsbasierte Klimaziele im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zu entwickeln.
Um ihre Zielsetzung zu erreichen, folgt die REWE Group bei ihrer Klimastrategie für die Lieferkette analog zum Ansatz für verantwortungsvollere Lieferketten einem vierstufigen Prozess: Sortiments- und Risikoanalyse, Ableitung von Schwerpunkten, Umsetzung und Maßnahmen, Monitoring und Reporting.
Klimarelevante Treibhausgase entstehen in allen Lieferketten der REWE Group, sowohl vor- als auch nachgelagert. Dabei machen die Scope-3-Emissionen der vorgelagerten Lieferkette den größten Anteil aus: 62 Prozent entfallen auf die Stufe der Rohstofferzeugung (inklusive Landwirtschaft), 24 Prozent auf die Verarbeitung, sechs Prozent auf Verpackungen und acht Prozent auf den Transport.

Die Auswertung der Sortiments- und Risikoanalyse zeigte einen stark fragmentierten Fußabdruck. Die REWE Group konnte neun Warengruppen identifizieren, die aufgrund ihres hohen Klimaeinflusses bei der Ableitung von Maßnahmen zur Reduktion des CO2e-Fußabdrucks zunächst im Mittelpunkt stehen: Milch- und Molkereiprodukte, Wurst, Käse, Geflügel, Eier, Schweinefleisch, Rindfleisch, Obst und Gemüse. Dabei machen tierische Produkte rund 42 Prozent des Fußabdrucks im Sortiment der REWE Group aus, pflanzliche Produkte (hier: Obst und Gemüse) 12 Prozent. Auch wenn pflanzliche Produkte grundsätzlich eine signifikant geringere Treibhausgasintensität aufweisen als tierische Produkte, müssen sie aufgrund der steigenden Nachfrage durch die Kund:innen in der Summe der Treibhausgasemissionen ebenfalls betrachtet werden.
Die Implementierung des strategischen Ansatzes für Klimaschutz in der Lieferkette erfolgt auf drei Ebenen:
Zum einen fördert die Unternehmensgruppe den Klimaschutz in der Lieferkette in der Breite, indem sie konkrete Ziele definiert. Zudem gibt sie ihren Lieferanten klare Handlungsempfehlungen, aus denen langfristig verbindliche Anforderungen erwachsen sollen. Diese beziehen sich auf Kategorien wie Energie, Landwirtschaft oder Abfall und fordern den Einsatz von effizienteren Technologien, die Verwendung nachhaltigerer Rohstoffe oder die Förderung der Kreislaufwirtschaft.
Des Weiteren bilden die Identifikation und die Realisierung von Verbesserungspotenzialen sortimentsübergreifend wie sortimentsspezifisch die Basis für die Umsetzung treibhausgasreduzierender Maßnahmen in der Wertschöpfungskette.
Darüber hinaus möchte die REWE Group die Transformation und den Klimaschutz in ihren Lieferketten gemeinsam mit ihren Partnern entlang der Lieferkette aktiv in Form von Innovationsprojekten mitgestalten und vorantreiben.
Maßnahmen und Projekte zur Reduktion der Treibhausgasemissionen
Um die Treibhausgasemissionen in der Lieferkette der Eigenmarken konsequent zu reduzieren, setzt die REWE Group eine Reihe verschiedener Maßnahmen um, von denen im Folgenden eine Auswahl vorgestellt wird. Das Unternehmen ist sich bewusst, dass eine kontinuierliche Erweiterung der Maßnahmen notwendig ist, um seine strategischen Ziele zu erreichen.
In Bezug auf die Definition von klaren Anforderungen und Zielen:
Reduktionsroadmaps
Um gezielt den Klimaschutz in den Lieferketten ihrer Eigenmarken voranzutreiben und Emissionen zu reduzieren, entwickelt die Unternehmensgruppe in einem ersten Schritt „Reduktionsroadmaps“ für die neun Warengruppen mit besonders hohem Klimaeinfluss. Diese sollen kontinuierlich erweitert und angepasst werden und sind auch für alle anderen Warengruppen geplant.
Entwaldungsfreie Lieferketten
Die REWE Group verfolgt das Ziel, ihre Lieferketten in den Bereichen Holz/Papier, Palmöl und Soja-Futtermittel bis Ende 2025 entwaldungsfrei zu gestalten. Dafür hat sich das Unternehmen konkrete Ziele gesetzt. Mehr Informationen siehe Abschnitte Fokusrohstoffe – Food und Fokusrohstoffe – Non-Food). Auf diese Weise möchte die REWE Group den CO2e-Fußabdruck in der Lieferkette reduzieren.
Wiedervernässung und Schutz von Mooren mit dem NABU und torffreie Erden
Moore speichern – wenn sie nass sind – ein Viertel des terrestrischen Kohlenstoffs, obwohl sie nur drei Prozent der globalen Landfläche einnehmen. Deshalb engagiert sich die REWE Group für den Erhalt und die Wiedervernässung von Mooren. So beteiligt sich die Vertriebslinie REWE ab 2022 für fünf Jahre jährlich mit fünf Millionen Euro am neu gegründeten NABU-Klimafonds des langjährigen Partners NABU. Zweck des NABU-Klimafonds ist es, der durch Landwirtschaft und Torfabbau verursachten Entwässerung der Moore und damit der Freisetzung großer Mengen an Treibhausgasen zu begegnen. Um dies zu erreichen, werden die Wasserstände auf den Flächen angehoben und somit die Torfzersetzung gestoppt. Der Fokus der Klimaprojekte liegt im Norden Deutschlands und EU-Ländern im Ostseeraum. Entwässerte Moorflächen werden gekauft, gepachtet oder landwirtschaftliche Betriebe bei der Umstellung auf eine klimaschonende Nasswiesenbewirtschaftung unterstützt.
Zudem stellt die REWE Group bis Ende 2025 ihr gesamtes Erdensortiment – sowohl im Bereich der Eigenmarken als auch bei Markenartikeln – bei REWE, PENNY und toom Baumarkt auf torffreie Alternativen um. Durch den Verzicht auf Torf reduziert die REWE Group den Ausstoß von Klimagasen aus trockengelegten Mooren. toom Baumarkt setzt zudem auf den Ersatz von Torf durch alternative Materialien bei Zierpflanzen. Für mehr Informationen siehe Abschnitt Fokusrohstoffe – Non-Food.
Verpackungen
Bis Ende 2030 gestaltet die REWE Group sämtliche Verkaufs- und Serviceverpackungen der Eigenmarken bei REWE, PENNY und toom Baumarkt umweltfreundlicher. Auf diese Weise können – etwa durch die Einsparung von Kunststoffen oder auch den Einsatz von Rezyklaten – Treibhausgasemissionen vermieden werden. Für mehr Informationen siehe Abschnitt Verpackungen.
Zur Identifikation und Realisierung von Verbesserungspotenzialen:
Online-Plattform zur Unterstützung der Lieferanten
Im Rahmen ihres strategischen Lieferanten-Engagement-Ziels (siehe Abschnitt Ziele) fordert die REWE Group ihre Eigenmarken-Lieferanten auf, Klimaziele und -maßnahmen im Einklang mit den Anforderungen der Science Based Targets Initiative zu entwickeln. Die „REWE Group Initiative – Gemeinsam für mehr Klimaschutz“ dient der Unternehmensgruppe dabei zum Monitoring dieses Engagements und unterstützt bei der Wissensvermittlung. So werden die Lieferanten darüber befähigt, Reduktionspotenziale zu identifizieren, eigene Klimaziele zu formulieren und entsprechende Maßnahmen abzuleiten. Auf diese Weise möchte die REWE Group im Dialog mit ihren Lieferanten die Kräfte für ambitionierten Klimaschutz bündeln. Die Online-Plattform soll stetig weiterentwickelt werden.
Zur Transformation durch Innovationsprojekte:
PRO PLANET-Gewächshaus
Bei PRO PLANET-Gewächshauskulturen wie Paprika, Tomaten und Erdbeeren setzen REWE und PENNY auf einen ressourcenschonenden Anbau in besonders nachhaltig betriebenen Gewächshäusern in Deutschland. Dabei werden regenerative Energien eingesetzt und so Treibhausgasemissionen reduziert.
Austausch in der Branche
Die REWE Group tauscht sich regelmäßig mit Lieferanten, Branchenverbänden und NGOs zu wegweisenden Klimaschutzaktivitäten in der Lieferkette aus, um innovative Ansätze für klimafreundlichere Produktionsmethoden zu identifizieren und umzusetzen. Darüber hinaus ist die Unternehmensgruppe bestrebt, branchenweite Lösungsansätze voranzutreiben.