Die REWE Group bezieht eine Vielzahl von Produkten über Lieferketten aus aller Welt. Dazu zählen Länder, in denen die staatlichen Rahmenbedingungen zum Schutz der Menschenrechte unzureichend sind und in denen geltende Arbeits- und Sozialstandards missachtet werden. Frauen sind häufig am Anfang globaler Lieferketten tätig und in vielen Fällen von wirtschaftlichen Chancen und Vorteilen des internationalen Handels ausgeschlossen. Sie stehen daher im Fokus der Aktivitäten der REWE Group.
Das Thema Frauen in der Lieferkette wurde im Handlungsfeld Mensch innerhalb der Strategie Grüne Produkte 2030 als Fokusthema identifiziert. Die REWE Group verfolgt das Ziel, Frauen in ihren Lieferketten zu schützen und zu fördern.
GRI 414: Soziale Aspekte in der Lieferkette
Managementansatz
Grundsätze
Für alle Geschäftsbeziehungen greift die Leitlinie für Nachhaltiges Wirtschaften der REWE Group. Sie umfasst unter anderem den fairen Umgang mit Mitarbeiter:innen und das Verbot von Diskriminierung.
Im Jahr 2020 ist die REWE Group der UN-Initiative „Women’s Empowerment Principles“ beigetreten und bekennt sich zur gezielten Stärkung von Frauen im Unternehmen und in der Gesellschaft.
Um ihre Anforderungen zur Förderung und zum Schutz von Frauen zu konkretisieren, hat die REWE Group im Jahr 2021 die Leitlinie Frauen in der Lieferkette veröffentlicht. Sie beinhaltet Ziele und Maßnahmen, um die Rechte von Frauen entlang globaler Wertschöpfungsketten zu stärken und sie in ihrer ökonomischen Eigenständigkeit und Teilhabe zu fördern.
Umsetzung
Bei der Stärkung und Förderung von Frauen entlang globaler Wertschöpfungsketten verfolgt die REWE Group einen universellen Ansatz. Dieser umfasst zum einen klare Leitlinien zum Schutz und zur Förderung von Frauen, die der REWE Group und auch ihren Geschäftspartnern in der Lieferkette als Orientierung dienen sollen. Außerdem prüft die REWE Group im Rahmen des Ansatzes kontinuierlich bestehende Maßnahmen und passt sie bei Bedarf an. Ergänzend dazu werden, wo notwendig, neue Maßnahmen und Ziele definiert, um den Bedürfnissen von und Risiken für besonders betroffene Lieferketten (also solchen, in denen ein hoher Anteil von Frauen zu verzeichnen ist und/oder in denen besonders hohe Herausforderungen vorliegen) gerecht zu werden.
Risikoanalyse
Im Jahr 2020 führte die REWE Group eine Risikoanalyse durch, um festzustellen, welchen negativen menschenrechtlichen Auswirkungen Frauen besonders ausgesetzt sind und in welchen für die REWE Group relevanten Sektoren und Ländern die Risiken für Frauen besonders hoch sind. Dabei wurde ein besonderes Augenmerk auf die in der Leitlinie Fairness identifizierten Fokusrohstoffe gelegt. Des Weiteren wurde, wo es die Datenlage ermöglichte, der jeweilige Anteil der Frauen in den betrachteten Sektoren und Ländern ermittelt. Im Ergebnis wurden drei Risikofelder identifiziert: Prekäre Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne, Arbeitssicherheit und Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz und mangelnde Teilhabe am wirtschaftlichen Leben – etwa, weil Frauen häufig nicht in Entscheidungsprozesse eingebunden oder beim Erwerb von Eigentum rechtlich eingeschränkt sind. Darüber hinaus lässt sich festhalten, dass Frauen in sämtlichen Lieferketten präsent sind und Risiken überall bestehen – wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.
Die REWE Group kauft zunehmend zertifizierte Rohstoffe ein – beispielsweise durch Fairtrade, Rainforest Alliance, Global Organic Textile Standard (GOTS), Cotton made in Africa, den Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO), XertifiX und Forest Stewardship Council (FSC®). Alle Produktionsstätten der ersten Lieferkettenstufe aus definierten Risikoländern müssen zudem ein Sozialaudit nach den Standards der amfori BSCI oder dem SA8000-Standard sowie SMETA-Audits nachweisen. All diese Zertifizierungen stellen bereits Anforderungen an die Gleichbehandlung und den Schutz von Frauen, die im Rahmen von Audits überprüft werden. Dabei geht es beispielsweise um die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen bei gleicher Arbeit, um das Verbot von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder um das Angebot entsprechender Fortbildungen.
Darüber hinaus setzt die REWE Group verschiedene Maßnahmen und Projekte um, um die ökonomische Eigenständigkeit und Teilhabe von Frauen zu fördern. Im Folgenden werden ausgewählte Beispiele dargestellt.
Social Capacity Building Program
Im Rahmen des Social Capacity Building Program werden Manager:innen strategischer Produktionsstätten in einem 18-monatigen modularen Trainingsprogramm in den Bereichen Gesundheit und Sicherheit, Beschwerdemechanismen, Löhne und Arbeitszeit sowie ethische Personalbeschaffung geschult. Das Trainingsprogramm wurde 2020 in Fabriken für Food- als auch für Non-Food-Waren durchgeführt. Im selben Jahr wurde es außerdem dahingehend überprüft, ob die spezifischen Bedürfnisse und Risiken für Frauen ausreichend adressiert werden. In diesem Zuge wurden weitere Inhalte inkludiert. In deren Fokus steht die Sensibilisierung von Beschäftigten und des Managements, um geschlechtsspezifischer Diskriminierung am Arbeitsplatz vorzubeugen und entgegenzuwirken.
Verbesserte Bedingungen für Kakaobäuer:innen in der Elfenbeinküste
Als Gründungsmitglied der Multi-Stakeholder-Initiative Forum Nachhaltiger Kakao unterstützt die REWE Group zusammen mit anderen Unternehmen das 2015 gestartete Projekt PRO-PLANTEURS, das zusammen mit der Bundesregierung und der ivorischen Regierung umgesetzt wird. Bis 2025 sollen 30.000 Kakaobäuer:innen der östlichen und südöstlichen Regionen der Elfenbeinküste sowie ihre Produzentenorganisationen professionalisiert werden, um so eine Einkommenssteigerung zu erreichen und die Lebenssituation der Familien zu verbessern. Insbesondere Frauen sollen so die Möglichkeit erhalten, ihr eigenes Einkommen zu optimieren. PRO-PLANTEURS unterstützt sie beispielsweise bei der Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Agrarprodukten. Im Rahmen der ersten Phase des Projekts wurden in den Jahren 2015 bis 2020 rund 3.000 Bäuerinnen im Kakaoanbau geschult. Zudem wurden 4.000 weitere Bäuerinnen in ausgewählten Kulturen und Tierhaltung für den Eigenkonsum und 76 Frauen zu Ernährungsberaterinnen ausgebildet.
Fairtrade-Rosen: langfristiges Fairhandels-Engagement
2007 nahm die REWE Group als erster Lebensmittelhändler in Deutschland fair gehandelte Schnittrosen aus Ostafrika ins Angebot von REWE- und PENNY-Märkten. Die meisten dieser mit dem PRO PLANET-Label versehenen Rosen stammen aus Kenia. Häufig belasten Pflanzenschutzmittel die Gesundheit der vornehmlich weiblichen Arbeiterinnen und die Umwelt. Deshalb stammen PRO PLANET-Rosen ausschließlich von Fairtrade-Blumenfarmen. Das Fairtrade-Siegel verpflichtet die Produzenten, den Gebrauch von Chemikalien einzuschränken und die Arbeiter:innen fair zu bezahlen.