Die REWE Group bezieht eine Vielzahl von Produkten und Produktbestandteilen über Lieferketten, die sich über mehrere Länder
erstrecken können. Gerade beim Rohstoffanbau und in der Verarbeitung ist das Risiko erhöht, dass es zur Missachtung von
Arbeits- und Sozialstandards kommt – etwa bei der Bezahlung von Löhnen und Einkommen. Diese Lieferkettenstufen stehen daher im
Fokus der Aktivitäten der REWE Group.
Existenzsichernde Löhne sind ein Fokusthema im Handlungsfeld Mensch innerhalb der Strategie Grüne Produkte 2030.
Ziel der Bemühungen im Rahmen dieses Fokusthemas ist es, zu einer Verbesserung der Lohn- und Einkommenssituation in den
Lieferländern beizutragen.
Hintergrund
Ein existenzsichernder Lohn muss so bemessen sein, dass einem/einer Arbeiter:in und seiner/ihrer Familie ein menschenwürdiger
Lebensstandard ermöglicht wird – dazu zählt die Finanzierung von Ernährung, Wasser, Wohnen, Ausbildung/Schule, Gesundheitsvorsorge,
Transport, Kleidung sowie anderer essenzieller Bedürfnisse – inklusive einer Reserve für unerwartete Ereignisse. In vielen Ländern
liegen die gesetzlichen Mindestlöhne weit unter dem Existenzminimum. Da viele Selbstständige wie Kleinbäuer:innen keinen Lohn
erhalten, sondern ihr Einkommen durch den Verkauf ihrer Güter oder Dienstleistungen erzielen, wurde zusätzlich der Begriff des
existenzsichernden Einkommens eingeführt. Die Definition gilt hier übertragen auf das Nettojahreseinkommen.
GRI 414: Soziale Bewertung der Lieferanten
Managementansatz
Grundsätze
Die REWE Group setzt sich dafür ein, dass die Herstellung der Produkte in ihren Sortimenten unter Achtung der Menschenrechte erfolgt.
So sind alle Geschäftspartner der REWE Group vertraglich dazu verpflichtet, Mindestanforderungen wie international und national
geltende Gesetze sowie die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) einzuhalten und sich zur
Leitlinie für Nachhaltiges Wirtschaften zu bekennen. Sie umfasst unter anderem Vorgaben zur Vergütung sowie dem
fairen Umgang mit Mitarbeiter:innen. So wird beispielsweise die regelmäßige (mindestens monatliche) Bezahlung der national geltenden
Mindestlöhne durch alle Unternehmen in der Lieferkette gefordert. Im Falle vorsätzlicher grober Missachtung der in der Leitlinie
beschriebenen Werte behält sich die REWE Group Sanktionen vor. Die REWE Group legt darüber hinaus ihre Verantwortung zur Stärkung
der Menschenrechte und Vorbeugung von Menschenrechtsverletzungen in ihrer Grundsatzerklärung Menschenrechte fest.
Leitlinien definieren den Handlungsrahmen
In ihrer Leitlinie für Fairness bekennt sich die REWE Group dazu, innerhalb der Lieferketten aller Eigenmarkenprodukte
von REWE, PENNY und toom Baumarkt Menschenrechte zu stärken und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Existenzsichernde Löhne und
Einkommen sind neben Kinder- und Zwangsarbeit sowie Frauen in der Lieferkette ein Fokusthema im Handlungsfeld Mensch. In
ihrer Leitlinie für existenzsichernde Löhne und Einkommen sensibilisiert die REWE Group für die Bedeutung von
existenzsichernden Löhnen und Einkommen in den Lieferländern und zeigt konkrete Maßnahmen und Ziele auf. Die Leitlinie definiert
einen verbindlichen Handlungsrahmen für die REWE Group und die Geschäftsbeziehungen mit Vertragspartnern.
Umsetzung
Um sich für existenzsichernde Löhne und Einkommen entlang der gesamten Lieferkette einzusetzen, folgt die REWE Group dem
übergeordneten Managementansatz für verantwortungsvolle Lieferketten (siehe dazu Abschnitt
Soziale Aspekte in der Lieferkette).
Trainings und Schulungsprogramme unterstützen die Umsetzung
Trainings unterstützen Lieferanten und Produzenten bei der Umsetzung der Anforderungen der REWE Group und bei der weiteren
kontinuierlichen Verbesserung. In verschiedenen Projekten arbeitet die REWE Group direkt mit Rohstoffproduzenten an den
Herausforderungen. In Kooperation mit Fairtrade und vier Fairtrade-Kleinbauernorganisationen in Brasilien engagiert sich die
REWE Group beispielsweise mit Schulungsprogrammen für bessere Einkommen sowie Lebens- und Arbeitsbedingungen von kleinbäuerlichen
Orangenproduzenten. Im Sinne des Prinzips „Hilfe zur Selbsthilfe“ lernen Orangenbäuer:innen, effizienter, sozialer und ökologischer
zu wirtschaften (siehe auch Leitlinie Säfte).
Zusammenarbeit mit Stakeholdern
Die REWE Group steht mit einer großen Anzahl von Stakeholdern in kontinuierlichem Austausch und engagiert sich in verschiedenen
nationalen und internationalen Initiativen, Allianzen und Foren. So ist die REWE Group unter anderem Mitglied der Competitive
Cashew Initiative, die das Ziel verfolgt, die Wettbewerbsfähigkeit der Cashew-Wertschöpfungskette in ausgewählten afrikanischen
Ländern zu erhöhen.
Mit anderen deutschen Händlern, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Deutschen
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist die REWE Group Teil der „Arbeitsgruppe des deutschen Einzelhandels zu
existenzsichernden Einkommen und Löhnen“ (siehe auch Abschnitt Existenzsichernde Löhne für Bananenarbeiter:innen).
Die Aktivitäten der Arbeitsgruppe richten sich in einem ersten Schritt an globale landwirtschaftliche Lieferketten für die
Eigenmarkenprodukte der Mitglieder. Gemeinsam wurde bereits eine freiwillige Selbstverpflichtung zu diesem Thema
erarbeitet, die die REWE Group unterzeichnet hat. Sie verpflichtet sich damit, sich aktiv an der Entwicklung und Umsetzung
verantwortungsvoller Geschäftspraktiken zu beteiligen – in Koordination und Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteur:innen in
ihren globalen Lieferketten. Dafür wird das Thema unter anderem innerhalb der Unternehmen etabliert, zudem werden
Lieferantenbefragungen zu nachhaltigen Beschaffungspraktiken und zum Kenntnisstand der Produktionsbedingungen vor Ort durchgeführt.
2020 hat die REWE Group zusammen mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der
Christlichen Initiative Romero (CIR) oder dem TransFair e. V. die Partnerschaft für Nachhaltigen Orangensaft (PANAO) gegründet. Die
Mitglieder verpflichten sich, soziale Gerechtigkeit und Arbeitsrechte sowie Arbeits- und Umweltschutz in der Orangensaftlieferkette
aktiv zu fördern. Dabei steht die brasilianische Orangensaftproduktion im Fokus. Zum Orangenanbau in Brasilien finanziert die REWE
Group darüber hinaus mit der Sustainable Juice Platform unter anderem die Erstellung einer Benchmark-Analyse zu existenzsichernden
Löhnen. Als Mitglied dieser europäischen Initiative engagiert sich die REWE Group bereits seit Juni 2016 für soziale und ökologische
Verbesserungen in den Lieferketten der Fruchtsaftindustrie.
Pilotprojekte zur Sicherstellung existenzsichernder Löhne und Einkommen
Durch Pilotprojekte in Fokuslieferketten möchte die REWE Group zur Umsetzung von Maßnahmen beitragen und die daraus resultierenden
Erfolge bewerten. In diesem Rahmen hat sich das Handelsunternehmen das Ziel gesetzt, bis 2025 Ansätze zur Sicherstellung von
existenzsichernden Löhnen und Einkommen zu testen und, falls erfolgreich, zu skalieren. Erste Pilotprojekte werden bereits
umgesetzt: