Bis zu eine Million Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Der Verlust bedroht langfristig auch die
Existenzgrundlage der Menschen. Denn die Prozesse der Natur steuern die Qualität des Süßwassers, der Luft und Böden,
regulieren das Klima, sorgen für Bestäubung und Schädlingskontrolle und reduzieren die Auswirkungen von Umweltkatastrophen.
Als Handels- und Touristikunternehmen hat die Geschäftstätigkeit der REWE Group vielfältige Auswirkungen auf die biologische
Vielfalt. Neben direkten Auswirkungen, beispielsweise an den Standorten des Unternehmens oder beim Transport von Waren, sind
vor allem auch die vor- und nachgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette von Bedeutung. Auswirkungen entstehen hier durch
die nicht nachhaltige Nutzung von natürlichen Ökosystemen – etwa bei der Gewinnung von Rohstoffen, in der Warenproduktion
oder bei touristischen Angeboten.
Biodiversität wurde innerhalb der Strategie Grüne Produkte 2030 als Fokusthema definiert. Es gehört dem Handlungsfeld Umwelt
an. Die REWE Group verfolgt das Ziel, die natürlichen Ressourcen zu erhalten und die Biodiversität entlang der Lieferketten
zu schützen und zu fördern.
GRI 304: Biodiversität
Managementansatz
Grundsätze
In der Leitlinie für Nachhaltiges Wirtschaften bekennt sich die REWE Group zum Erhalt und Schutz natürlicher Ökosysteme und
befürwortet die Ziele des UN-Übereinkommens zum Schutz der biologischen Vielfalt (Convention on Biological Diversity).
Außerdem hat sich die REWE Group im Rahmen der Initiative Biodiversity in Good Company dazu verpflichtet, den Schutz und die
Förderung der biologischen Vielfalt in das betriebliche Nachhaltigkeitsmanagement zu integrieren.
Umsetzung
Um Biodiversität zu schützen und zu fördern, gestaltet die REWE Group ihre Sortimente nachhaltiger und berücksichtigt dafür
Biodiversitätskriterien
- über Standardsysteme wie Bio, Fairtrade, Forest Stewardship Council (FSC®), Rainforest Alliance und Marine Stewardship Council (MSC)
- innerhalb ihrer Leitlinien für Rohstoffe wie Palmöl, Fisch oder Kakao
- bei produktbezogenen Analysen im Rahmen des Vergabeprozesses des PRO PLANET-Labels, bei denen negative Auswirkungen auf die Biodiversität identifiziert und Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung ergriffen werden (mehr Informationen hierzu siehe Abschnitt PRO PLANET).
Zudem setzt die REWE Group auf Kooperationen. Das Unternehmen fördert gemeinsam mit zahlreichen Landwirt:innen und seinen
Partnern NABU, der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft mit ihren Schwesterstiftungen und weiteren Naturschutzorganisationen
regionale Projekte, die die biologische Vielfalt in der landwirtschaftlichen Nutzung fördern.
Des Weiteren hat die REWE Group im März 2021 gemeinsam mit Vertreter:innen aus Unternehmen, Verbänden und
Zertifizierungsorganisationen aus der Lebensmittelbranche sowie Umweltverbänden und Forschung den Verein „Food for
Biodiversity“ gegründet. Die Mitglieder dieses ersten branchenweiten Bündnisses verpflichten sich, Maßnahmen umzusetzen,
die den Schutz der biologischen Vielfalt in der Lebensmittelbranche und ihren vorgelagerten Wertschöpfungsketten verankern.
So soll ein Beitrag zur Erreichung der Ziele der deutschen und der europäischen Biodiversitätsstrategie, der Ziele des
Übereinkommens über die biologische Vielfalt sowie der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung geleistet werden.
Auch im Rahmen des Mittelamerika-Fonds (siehe Abschnitt Fokusrohstoffe – Food) werden gezielt Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung
der Biodiversität umgesetzt, beispielsweise mit einem Aufforstungs- oder Schildkröten-Schutzprojekt in Bananenanbauregionen in
Zentralamerika.
GRI 304-2: Erhebliche Auswirkungen von Aktivitäten, Produkten und Dienstleistungen auf die Biodiversität
Projekte zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität
Die größten Einflussmöglichkeiten zum Schutz der Biodiversität der REWE Group liegen im Bereich der Eigenmarkenprodukte. Die
folgenden Projekte zeigen die Schwerpunkte des Engagements der Unternehmensgruppe im Berichtszeitraum. Fortschritte und
Wirkungen werden auf Projektbasis evaluiert und im Rahmen der vorgestellten Projekte berichtet.
PRO PLANET-Apfelprojekt in Polen
Gemeinsam mit der polnischen Gesellschaft für Vogelschutz (OTOP) und Landwirt:innen in der Region Grojec setzt sich die REWE Group seit 2020 für
mehr Biodiversität ein: Zu den Maßnahmen auf den Plantagen im größten Anbaugebiet für Äpfel in Polen gehören das Anlegen von Blühstreifen als
Nahrungsquelle für Insekten sowie das Aufstellen von Insektenhotels und Vogelhäusern. Die Äpfel aus diesem Projekt werden separat gehandhabt und zur
Herstellung des REWE Beste Wahl-Apfelsafts „Aus Liebe zur Biene“ verwendet, der mit dem PRO PLANET-Label ausgezeichnet und saisonal verfügbar ist.
Insektenschutzfonds mit dem NABU
Die Masse der Fluginsekten hat laut Forschung in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Deshalb hat die REWE Group die Gründung eines
Insektenschutzfonds ihres langjährigen strategischen Partners NABU in den Jahren 2018 und 2019 zum Start mit einer Summe von insgesamt über 300.000
Euro unterstützt. Mit dem Betrag wurde die bundesweite Umsetzung von umfassenden Maßnahmen zum Schutz von Insekten ermöglicht und somit ein Beitrag
gegen den Insektenrückgang geleistet. Unter anderem werden Flächen angekauft, um sie langfristig als artenreichen Lebensraum zu entwickeln und zu
sichern. Über 50 Projekte sind es bisher. 171.093 Quadratmeter, darunter auch Ackerflächen, konnten insektenfreundlich gestaltet werden. Des Weiteren
wurden 373.360 Quadratmeter Blühflächen angelegt oder insektenfreundlich aufgewertet, Landbesitzer:innen sowie Verpächter:innen in Sachen Insektenförderung
beraten, Insektenhotels aufgestellt oder Umweltbildung zu diesem Thema betrieben.
Nützlingsfreundliche Pflanzen
REWE und PENNY führen über das Jahr Aktionen mit „Bienenlieblingen“ oder „Bienenverführern“ durch, toom Baumarkt hat seit 2016 unter dem Konzeptnamen
„Bienenfreund“ ein umfangreiches Sortiment an bienenfreundlichen Pflanzen angeboten. Seit 2021 wurde dieses durch das neue Konzept „nützlingsfreundlich“
ersetzt. Bei diesem neuen Konzept prüft ein Entomologe und Experte für Wildbienen nicht nur die Nützlingsfreundlichkeit der Pflanzen auf Sortenebene,
sondern auch, für welche Insektengruppe sie geeignet sind. Damit ist toom der erste Baumarkt Deutschlands, der in der Bewertung unterschiedliche blütenbesuchende
Insektengruppen differenziert, was auch positive Rückmeldungen von wissenschaftlicher Seite erzeugt. In dem neuen Sortiment sind Pflanzen „nützlingsfreundlich“,
wenn sie für Honigbienen, Hummeln oder Wildbienen als Pollenpflanze oder für Schmetterlinge als Nektarpflanze infrage kommen. Seit 2021 führt toom Baumarkt
ausschließlich Pflanzen unter dem neuen Konzept „nützlingsfreundlich“, die durch den Experten bewertet und für geeignet befunden wurden. Das Sortiment soll
weiter ausgebaut werden. Alle nützlingsfreundlichen Topfpflanzen sind mit dem PRO PLANET-Label „Für mehr Artenvielfalt“ ausgezeichnet. Bis Ende 2021
umfasste das Sortiment nützlingsfreundlicher Pflanzen 127 Artikel – darunter Stauden, Blumenzwiebeln, Kräuter und Obstbäume.
Negativliste zum Pestizideinsatz bei nützlingsfreundlichen Pflanzen
Neben der Bewertung der nützlingsfreundlichen Pflanzen durch einen Insektenexperten gilt seit 2021 bei toom Baumarkt für dieses Sortiment eine erweiterte
Negativliste, die über die allgemeingültige Negativliste für sämtliche Zierpflanzen hinausgeht und sich an den Empfehlungen des Pestizid Aktions-Netzwerk
e. V. (PAN) orientiert. Demnach sind sämtliche bienengefährliche Wirkstoffe in der Produktion des nützlingsfreundlichen Sortiments verboten. Des Weiteren
kooperiert die Baumarktkette der REWE Group zur weiteren Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes bei den nützlingsfreundlichen Pflanzen seit November
2020 mit der führenden österreichischen Umweltorganisation GLOBAL 2000.
Negativliste zum Pestizideinsatz bei konventionellem Obst und Gemüse
Auch bei konventionellem Obst und Gemüse hat sich die REWE Group das Ziel gesetzt, die Pestizidbelastung zu reduzieren und dafür eine Negativliste
erarbeitet. Die darin aufgeführten Wirkstoffe dürfen in der Produktion nicht eingesetzt werden. Die Unternehmensgruppe arbeitet hier eng mit Erzeugern,
NGOs und der Wissenschaft an Lösungen, um die Umwelt und Gesundheit möglichst wenig zu belasten und trotzdem die Produktion und Ertragssicherheit für
Landwirt:innen sicherzustellen. Für mehr Informationen zum Pestizideinsatz bei konventionellem Obst und Gemüse siehe Abschnitt Ökologische Aspekte in
der Lieferkette.
Pestizidreduktion und Verzicht auf Glyphosat bei toom Baumarkt
Glyphosat, das weltweit am meisten eingesetzte Pestizid in der Landwirtschaft, steht immer wieder in der Kritik. toom Baumarkt verzichtet seit 2015 auf den
Verkauf von glyphosathaltigen Produkten und war damit der erste Baumarkt in der Branche. Zusätzlich wurde auch der Verkauf von besonders bienengefährlichen
Pestiziden sowie deren Einsatz in der Produktion des Pflanzensortiments von toom Baumarkt eingeschränkt: Um aktiv zum Bienen- und Umweltschutz beizutragen,
hat toom Baumarkt die Vorgaben für seine Zierpflanzenlieferanten weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus verschärft und bietet seit 2017 als erster
Baumarkt Deutschlands nur noch Zierpflanzen an, die ohne die von Greenpeace als besonders bienengefährlich eingestuften Neonicotinoide produziert wurden.
Auch im Bereich der chemischen Pflanzenschutzmittel verzichtet toom seit 2015 komplett auf Produkte, die laut einer
Greenpeace-Studie besonders
bienengefährliche Wirkstoffe enthalten.
DER Touristik mit Chilis gegen Elefanten
Auch die DER Touristik setzt sich mit dem gemeinnützigen Verein „DER Touristik Foundation e. V.“ für Artenschutz ein. Im Rahmen des Projekts „Chilis gegen
Elefanten“ finden in Tansania Sensibilisierungskampagnen für die Förderung des ökologischen Lebensraums und den Schutz von Elefanten statt. Für mehr
Informationen siehe Abschnitt Projekte und Förderungen.